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Zunehmende Trockenheit und ihre Auswirkungen

Während die meisten Bundesbürger – der Autor des Artikels eingeschlossen – die vielen Sonnenstunden der letzten Tage und Wochen und das oft milde Wetter in vollen Zügen genossen, ist dieser Witterungsverlauf für die Natur nicht so positiv und bringt bereits erste Probleme mit sich. Wir geben einen kleinen Überblick. 

Die letzten beiden Monate sowie die ersten Apriltage waren in vielen Regionen ungewöhnlich niederschlagsarm. Die Trockenheit begann bereits Anfang Februar. So fielen im bundesweiten Durchschnitt im Februar nur 23,4 mm (entspricht Liter pro Quadratmeter) Niederschlag, was nur etwa der Hälfte der üblichen Menge entspricht. Besonders trocken war es im Norden und Nordwesten des Landes sowie in Niederbayern, wo verbreitet nur 2 bis 10 mm vom Himmel kamen. Der März verlief sogar noch trockener. Mit lediglich 17,3 mm wurden nur etwa 30 % des vieljährigen Mittels registriert. Erneut regnete vor allem in der Norddeutschen Tiefebene kaum, aber auch im Thüringer Becken und in Mittelfranken war Regen Mangelware. Regional kamen lediglich 1 bis 5 mm und damit weniger als 10 % der durchschnittlichen Regenmenge zusammen (Abbildung 1). Vor allem im Norden war die Niederschlagsarmut in beiden Monaten besonders stark. Östlich und südlich von Hamburg wurden in beiden Monaten zusammen weniger als 10 mm gemessen. In Grambek landeten zum Beispiel gerade einmal 8,8 mm (4,2 mm im Februar, 4,6 mm im März) Wasser im Niederschlagsmesstopf. Doch nicht nur dort, sondern fast landesweit wurde in März zu wenig Niederschlag beobachtet, was die roten Farben in Abbildung 1 (rechts) eindrucksvoll zeigen. Nur in Teilen des Südens, insbesondere südlich der Donau, regnete es öfter und im östlichen bayerischen Alpenrand war sogar ein Niederschlagsüberschuss zu verzeichnen. In Berchtesgaden beispielsweise kam mit 144 mm das 1,5-fache der durchschnittlichen Regenmenge zusammen. Zu nasse Regionen blieben im März aber die Ausnahme. Die ersten Apriltage knüpften nahtlos an. Bis auf ein paar Tropfen am Alpenrand hat es im aktuellen Monat noch überhaupt nicht geregnet. 

Zunehmende Trockenheit und ihre Auswirkungen teil 1 

Abbildung 1: Radarbasierte und an Messtationen angeeichte Niederschlagsmenge (mm) im Monat März 2025 (links) und die dazugehörige Abweichung (%) zum vieljährigen Mittel (rechts). 

Der fehlende Niederschlag hat bereits Auswirkungen auf die Natur. Schon seit mehreren Wochen ist die Waldbrandgefahr immer wieder erhöht; so auch aktuell und in den kommenden Tagen. Der Waldbrandgefahrenindex liegt fast überall bei 3 bis 4 (Abbildung 2). Es muss also regional mit einer hohen Gefahr möglicher Waldbrände gerechnet werden. Waldbesucher sollten sich al-so angemessen verhalten. Es gab auch schon Berichte von brennenden Bahndämmen aufgrund einer defekten Bremse an einem Zug, da bei derartigen Bedingungen Funkenflug schnell einen Flächenbrand auslösen kann. Selbst erste kleine Waldbrände wurden aus NRW und Thüringen gemeldet. 

Zunehmende Trockenheit und ihre Auswirkungen teil 2

Abbildung 2: Waldbrandgefahrenindex des DWD von Samstag (05.04.2025) bis Montag (07.04.2025) in Deutschland. 

Die Bodenfeuchte in den oberen 60 cm ist aktuell stark unterdurchschnittlich. Abgesehen vom Alpenvorland sind die Böden teils markant trockener als Anfang April üblich. Besonders hohe negative Abweichungen werden für weite Teile des norddeutschen Binnenlands berechnet. Da auch in den nächsten Tagen häufig die Sonne scheint und die Luft sehr trocken ist, sorgt die Verdunstung dafür, dass die teils schon ungewöhnlich starke negative Abweichung der Bodenfeuchte weiter zunehmen wird. In einigen Regionen im Norden ist die Bodenfeuchte für die Jahreszeit sogar auf einem Rekordtief. Abbildung 3 zeigt beispielhaft die berechnete Bodenfeuchte für die Schichttiefe 0 bis 60 cm eines lehmigen Sandbodens unter Gras bei Cuxhaven. Dabei beschreibt die orange Kurve den Verlauf in 2025 und die blaue Kurve den Ver-lauf vom Vorjahr. Außerdem werden der mittlere Bereich (20. bis 80. Perzentil, bezogen auf den Zeitraum 1991-2020) als dunkelgraue sowie der maximale Bereich als hellgraue Fläche dargestellt. Der fast durchgängige Rückgang der Bodenfeuchte seit Anfang Februar ist ebenso bemerkenswert wie die Tatsache, dass seit Mitte Februar die Bodenfeuchte durchgängig (und teils erheblich) unter dem bisherigen Minimum liegt. 

Zunehmende Trockenheit und ihre Auswirkungen teil 3

Abbildung 4: Bodenfeuchte (% nFK) unter vorherrschender Landnutzung im Oberboden (0 bis 10 cm Bodentiefe) in Deutschland (links) und im Nordwesten Deutschlands (rechts). 

Dieser Trend zeigt sich natürlich auch in den obersten 10 cm Bodentiefe (Abbildung 4). Da im Winter und zum Beginn des Frühlings die Verdunstung noch relativ gering ist, ist die Wasserversorgung in den meisten Regionen trotz Trockenheit zwar noch gut bis ausreichend, im Norden und Nordwesten herrscht aber bereits regional leichter, kleinräumig sogar markanter Trockenstress. Aufgrund der aktuell zunehmenden Verdunstungsraten nahmen im Verlauf dieser Woche die Gebiete mit Trockenstress zu und werden sich auch in der kommenden Woche ausweiten. 

Zunehmende Trockenheit und ihre Auswirkungen teil 4

Abbildung 4: Bodenfeuchte (% nFK) unter vorherrschender Landnutzung im Oberboden (0 bis 10 cm Bodentiefe) in Deutschland (links) und im Nordwesten Deutschlands (rechts). 

Auch bei der Binnenschifffahrt gibt es erste Einschränkungen. Da wegen der ausgesprochen mauen Schneesituation in den Alpen zusätzlich zum geringen Niederschlag auch noch der Wassereintrag durch Schneeschmelze fehlt, ist der Rheinpegel für die Jahreszeit ungewöhnlich niedrig. Der für die Schiff-fahrt wichtige Pegel in Kaub am Mittelrhein liegt aktuell bei nur noch 96 cm, weshalb bereits jetzt die Schiffe nicht mehr voll beladen werden können. In den kommenden Tagen soll der Pegel Berechnungen zufolge unter 90 cm sinken. Sollte der Pegel sogar unter die kritische Marke von 78 cm fallen, dürften große Schiffe nur noch zu 30 % beladen werden. 

Die aktuelle Wetterlage lässt nicht auf ein rasches Ende der Trockenheit hoffen. Der Hochdruckeinfluss hält auch in der kommenden Woche an. Einige Modellberechnungen zeigen zwar in der Osthälfte zum Ende der Woche regional etwas Regen. Dieser wird aber – sofern er überhaupt eintritt – das Niederschlagsdefizit bei Weitem nicht ausgleichen können. Im Westen und Südwesten soll es bis einschließlich des kommenden Wochenendes sogar gänzlich trocken bleiben. 

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.04.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Große Tagesgänge – Vom Winter in den Frühling in wenigen Stunden

In den Frühstunden braucht es dieser Tage meist noch eine dicke Jacke. Häufig liegen die Temperaturen kurz nach Sonnenaufgang um den Gefrierpunkt. Ausnahmen sind Teile des Westens sowie Kamm- und Kuppenlagen, die über der kalten Grundschicht liegen. Dort wurden zum Teil Tiefstwerte deutlich im positiven Bereich gemessen. Exemplarisch seien die Werte von heute früh, dem 06.03.2025 von Kubschütz und Sohland an der Spree (beide in Sachsen) genannt. Während in Kubschütz die Temperatur nicht unter 7,0 Grad sank, wurden in Sohland an der Spree -4,5 Grad als Tiefstwerte gemessen, dabei liegen die beiden Orte nur etwa 15 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt.
 

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Gemessene Minimumtemperatur am 06.03.2025. Stationswerte mit Kasten sind Bergstationen. (Quelle: DWD) 

Verantwortlich für die großen Temperaturunterschiede in den Frühstunden war eine Inversion, also eine Umkehr der üblicherweise vorherrschenden Abnahme der Temperatur mit der Höhe. Durch die klare und windarme Nacht konnte sich bodennah die Luft sehr stark abkühlen und in Senken und Tälern sammeln. Darüber blieb es deutlich milder. Für vertiefende Informationen zum Thema Inversion sei auf ein entsprechendes Thema des Tages verwiesen: Thema des Tages vom 24.10.2021

Doch nicht nur in Sachsen gab es solch starke Temperaturkontraste, auch entlang der Schwäbischen Alb oder in den westdeutschen Mittelgebirgen waren die Starttemperaturen sehr unterschiedlich. Diese Unterschiede verschwinden allerdings im Laufe des Tages. Die mittlerweile hohe solare Einstrahlung (Sonnenstand vergleichbar wie Anfang Oktober) vermag es die dünne Kaltluftschicht von meist wenigen hundert Metern, zum Teil auch deutlich dünner, am Boden zu erwärmen und so für eine Angleichung der Temperaturen zu sorgen. Dies ist im Winter aufgrund der deutlich schwächeren solaren Einstrahlung häufig nicht der Fall.
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Der niedrige Ausgangswert und die kräftige Erwärmung tagsüber sorgen dann für große Tagesgänge der Temperatur. Gebietsweise betragen diese mehr als 20 Kelvin (K). Das heißt, der Höchstwert am Nachmittag liegt um mindestens 20 K höher als der Tiefstwert in der Früh. Dies trifft natürlich vor allem auf die Senken und Tallagen zu. Am gestrigen Mittwoch lagen zwischen Tiefst- und Höchstwert in Bamberg beispielsweise 21,8 K (-5,9 und 15,9 Grad), in Jena 20,8 K (-2,0 und 18,8 Grad) und in Arnsberg-Neheim (NRW) 23,4 K (-5,9 und 17,8 Grad). Statt der Winterjacke braucht es da maximal noch eine dünne Jacke.
 

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Gemessene Minimum- und Maximumtemperatur am 05.03.2025. Stationswerte mit Kasten sind Bergstationen. (Quelle: DWD) 

Geringer waren die Tagesgänge auf Kuppen und an den Küsten von Nord- und Ostsee. In Kubschütz ging es gestern zum Beispiel von 5,5 auf 16,8 Grad hinauf. Ein Anstieg von „nur“ 11,3 Kelvin. In Stötten auf der Schwäbischen Alb betrug der Anstieg 9,7 Kelvin. Zum Teil unter 5 Kelvin Anstieg wurden auf den Inseln von Nord- und Ostsee registriert. Negativer „Spitzenreiter“ war hier wenig überraschend, Helgoland. Der Tagesgang betrug dort nur 2,4 Kelvin (5,5 und 7,9 Grad).

Heute und in den kommenden Tagen ändert sich nichts Entscheidendes an der meteorologischen Situation. Damit treten auch weiterhin hohe Tagesgänge auf. Wobei das Temperaturniveau meist noch ein oder zwei Kelvin höher liegt als am gestrigen Mittwoch oder heute. Die Folge dieser aktuellen und zuletzt trockenen Witterung ist eine mittelhohe, regional sogar hohe Waldbrandgefahr. Eine Änderung zu unbeständigerem Wetter ist erst in der kommenden Woche zu erwarten.
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Waldbrandgefahrenindex am 06.03.2025 (Quelle: DWD) 

MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.03.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst