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So viel Regen – doch nicht überall

Mit dem 01. Juni begann der meteorologische Sommer, aber wirklich sommerlich war es bislang noch nicht. So war es deutschlandweit gesehen mit 28,1 Grad in Cottbus am 01. Juni bislang am wärmsten. So mancher mag nun möglicherweise den Klassiker „Wann wird´s mal wieder richtig Sommer?“ anstimmen, aber leider ist das Wetter kein Wunschkonzert und man muss es eben nehmen wie es kommt.

Der Juni und der meteorologische Sommer sind somit erst ein bisschen mehr als eine Woche alt und rückblickend lässt sich sagen: Es kam gebietsweise bereits sehr viel Nass von oben.

Wetterstationen können hierbei Aufschluss geben, wie viel Niederschlag genau an einem bestimmten Punkt in einer gewissen Zeit gefallen ist. Allerdings kann man durch Wetterstationen nur ein unzureichendes Bild davon bekommen, wie viel Niederschlag in der Fläche gefallen ist. Auch können kräftige Schauer oder Gewitter nicht erfasst werden, wenn sie nicht gerade über eine Wetterstation hinwegziehen. Die Lösung für dieses Problem sind die aus Radardaten abgeleiteten Niederschlagsmengen.

Die nachfolgende Abbildung zeigt die aus Radardaten abgeleiteten Niederschlagsmengen seit dem 01. Juni.

DWD So viel Regen doch nicht ueberall

Der Übergang in den neuen Monat gestaltete sich insbesondere im Süden leider als sehr nass. Doch nicht nur lang anhaltende stratiforme Regenfälle machten vielen Regionen in Baden-Württemberg und Bayern zu schaffen. Insbesondere die teils kräftigen (eingelagerten) Schauer und Gewitter sorgten für eine verhängnisvolle Mischung. Diese beschäftigte nicht nur die Warnmeteorologen, sondern nachfolgend auch die Experten der Hochwasserzentralen. Das Thema des Tages vom vergangenen Dienstag (04. Juni) beinhaltet eine Nachlese zum Jahrhunderthochwasser in Süddeutschland .

Neben den lang anhaltenden und kräftigen Niederschlägen im Süden standen in den vergangenen Tagen auch teils kräftige Schauer und Gewitter im Osten sowie in Teilen der Mitte Deutschlands auf der Agenda. Diese lieferten zwar nicht flächig, mancherorts aber in Summe durchaus nennenswerte Niederschlagsmengen. Zudem wurde der äußerste Nordwesten immer mal wieder von Schauern und zeitweiligen Regenfällen gestreift. In den restlichen Gebieten sah es hinsichtlich Regen abgesehen von einzelnen schwachen Schauern allerdings eher verhalten aus.
Im Monat Juni fallen im Durchschnitt 70 bis 100 Liter pro Quadratmeter, in Regionen wie beispielsweise dem Oberallgäu auch deutlich mehr. Die nachfolgende Abbildung zeigt die bisherigen Niederschlagsmengen relativ zum vieljährigen Mittel.

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Dass sich Niederschläge nicht gleichmäßig über Deutschland verteilen, liegt in der Natur der Sache. Zu den Spitzenreitern bezüglich der gefallenen Niederschlagsmengen gehören in der Regel beispielsweise die Staulagen der Mittelgebirge. Insbesondere Schwarzwald und Allgäu belegen häufiger einmal die Spitzenplätze für die nassesten Regionen.

Im Gegensatz dazu sind das Thüringer Becken oder die Magdeburger Börde, aber auch der Nordosten Beispiele für trockene Regionen in Deutschland. Begründen kann man dies mit oftmals abnehmenden Niederschlägen in Richtung Osten. Im Falle von Thüringer Becken oder Magdeburger Börde kann man dies aber auch mit der Leelage von Thüringer Wald oder Harz begründen. Diese Mittelgebirge fungieren hierbei als eine Art Barriere, an deren Südwestflanke die Niederschläge anstauen und an deren Nordostflanke dann eine Art Abschattung stattfindet.

In den Sommermonaten spielt aber auch der oftmals konvektive Charakter der Niederschläge eine entscheidende Rolle. Die oben genannten statistisch eher nassen oder trockenen Regionen können dadurch auch eher „unauffällig“ wirken, wie in diesem Fall beispielsweise der Schwarzwald. Bei den Staulagen machte sich bei der Dauerregenlage vom vergangenen Wochenende eher der Nordstau der Schwäbischen Alb bemerkbar. In Zusammenhang mit teils kräftigen Schauern und Gewittern ist dort gebietsweise bereits mehr als 300 Prozent des Monatssolls gefallen. Auch in Bayerisch-Schwaben, in einem Streifen nördlich der Alpen sowie südöstlich von Berlin sind größere Flächen mit mehr als 300 Prozent des Monatssolls erkennbar.

Trocken war es hingegen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland sowie in einem Streifen von Nordrhein-Westfalen über Niedersachsen nach Mecklenburg-Vorpommern. Dort sind verbreitet noch keine 20 Prozent des Monatssolls gefallen.

Und wie sieht es in den kommenden Tagen hinsichtlich Niederschlag aus?

Tief SWANTJE, das im gestrigen Thema des Tages vorgestellt wurde, tummelt sich mit ihren vielen Kernen seit geraumer Zeit über dem Nordatlantik, dem Nordmeer und Skandinavien. Natürlich erscheint es da naheliegend, dass SWANTJE das Wetter im Nordwesten und Norden Deutschlands beeinflusst. Kühles und windiges Schauerwetter steht dort für die kommenden Tage ins Haus.

Allerdings streckt das Tief SWANTJE seine Fühler in Form eines Frontensystems über Osteuropa auch in den Süden Deutschlands aus. Das hat zur Folge, dass sich in der feucht-warmen Luftmasse zwischen Frontensystem und Alpen teils kräftige Schauer und Gewitter sowie teils auch länger andauernde Regenfälle bilden können. Die erwarteten Niederschlagsmengen kommen in der Fläche aber bei Weitem nicht an diejenigen vom letzten Wochenende heran.

Zwischen diesen beiden wettertechnisch „spannenden“ Regionen im Nordwesten und Norden sowie im Süden Deutschlands, also kurzum in den mittleren Landesteilen, wartet das Hoch XENOPHILIUS hingegen mit heiteren bis wolkigen sowie zumeist trockenen Bedingungen auf.

 

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M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.06.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wüstenstaub aus der Sahara

Derzeit erstreckt sich ein Tiefdruckkomplex mit mehreren Tiefkernen vom nahen Nordostatlantik und der Nordsee bis zur Iberischen Halbinsel und ins westliche Mittelmeer. Auf dessen Vorderseite wird mit einer südwestlichen Strömung in den kommenden Tagen Warmluft aus subtropischen Breiten nach Deutschland geführt. Aber nicht nur die Warmluft gelangt nach Deutschland. Bereits am gestrigen Samstag (27.04.2024) konnte man im Satellitenbild im Bereich Nordafrikas aufgewirbelten Saharastaub erkennen, der nun mit der südwestlichen Strömung auch nach Mitteleuropa transportiert wird.

DWD Wuestenstaub aus der Sahara

Dieser Wüstenstaub besteht überwiegend aus winzigen Sandkörnchen (Quarz), die sowohl einen direkten als auch einen indirekten Einfluss auf die Sonneneinstrahlung besitzen. Der direkte Einfluss besteht darin, dass die Atmosphäre durch den Staub getrübt und damit die Einstrahlung am Boden reduziert wird, da die eingestrahlte Energie an den Partikeln zum Teil unmittelbar ins Weltall zurückgestreut wird. Der „Otto-Normal-Wetterkonsument“ nimmt entsprechend die Sonne auch an einem sonst wolkenfreien Himmel nur als milchig-trübe Scheibe wahr.

Der indirekte Einfluss ist darauf zurückzuführen, dass die Staubpartikel zur Wolkenbildung beitragen. Diese Teilchen sind nämlich hygroskopisch, also wasseranziehend. Das bedeutet, dass sie als Kondensationskeime dienen. Der in der Luft enthaltene Wasserdampf kann an den Teilchen zu kleinen Tröpfchen kondensieren. Wenn durch den zusätzlichen Eintrag von Saharastaub nun mehr hygroskopische Aerosole in die Luft gelangen, kann dadurch die Wolkenbildung angeregt werden. Durch diese sozusagen „zusätzlich“ gebildeten Wolken kommt es dann ebenfalls zu einer Reduzierung der Sonneneinstrahlung. Genau dieses Phänomen konnte man am heutigen Sonntagmorgen (28.04.2024) anhand der Wolken mit Rippenmuster über Süddeutschland beobachten – ein deutliches Zeichen für Saharastaub in der Luft.

Ein weiteres Zeichen, dass uns der Wüstenstaub bereits erreicht hat, dürfte der farbenfrohe Sonnenaufgang am heutigen Morgen gewesen sein. Zahlreiche Nutzerbilder erreichten uns über WarnWetter-App, die das Farbenspiel in der Frühe festhielten.

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Um solche „Saharastaub-Events“ zu prognostizieren, entwickelt der Deutsche Wetterdienst zusammen mit dem Karlsruher Institut für Technologie ein Modellsystem, das die Ausbreitung von Mineralstaub berechnet, das sogenannte ICON-ART. Die optische Dicke, die in Abbildung 3 als Darstellung verwendet wird, beschreibt grob gesagt die Trübung der Atmosphäre durch Mineralstaub. Die Ergebnisse bestätigen, dass der Saharastaub Deutschland bereits erreicht hat und sich in den kommenden Tagen weiter ausbreiten wird, bevor er in Richtung Nordsee abzieht.

DWD Wuestenstaub aus der Sahara

Zwar handelt es sich den aktuellen Prognosen nach nicht um ein außergewöhnlich starkes Ereignis, dennoch könnte der Wüstenstaub das Wetter der kommenden Tage durchaus beeinflussen. Durch seinen Einfluss auf die Wolken ist es möglich, dass er die Gefahr von Gewitter im Westen etwas dämpft. Außerdem könnte sich der Himmel in der Osthälfte trotz klarer Verhältnisse milchig-trüb einfärben oder die Wolkenanteile entgegen den Prognosen etwas zunehmen, was wiederum die Sonnenanteile dämpft. Inwieweit so zur Mitte der Woche in den östlichen Landesteilen örtlich die 30-Grad-Marke erreicht wird, bleibt also abzuwarten. Wie dem auch sei, weite Teile Deutschlands bekommen in den kommenden Tagen einen kleinen Vorgeschmack auf den nahenden Sommer. Daran ändert auch der Eintrag von Saharastaub in die Atmosphäre nichts.

M.Sc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.04.2024

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Vom „Aprilwinter“ in den Wonnemonat Mai

Ein Ende des kühlen Witterungsabschnitts wurde in den letzten Tagen sehnlichst erwartet und dieses Ende wurde am gestrigen Freitag allmählich eingeleitet. Die Wetterlage hat sich dahingehend umgestellt, dass nun keine kühlen Luftmassen polaren Ursprungs mehr von Norden her nach Deutschland gesteuert werden. Es hat sich dank des Tiefs DUNJA eine südwestliche Strömung eingestellt und damit können nun wärmere Luftmassen nach Deutschland gelangen. Zudem ist im Süden und Osten Hochdruckeinfluss wetterwirksam, was reichlich Sonnenschein zur Folge hat.

DWD Vom Aprilwinter in den Wonnemonat Mai

Was dies konkret für das Wettergeschehen in einzelnen Regionen bedeutet, kann im  nachgelesen werden. Zusammengefasst: Das Aprilwetter wird im Westen und Norden seinem Namen weiterhin gerecht, während das Wetter im Süden und Osten einen Vorgeschmack auf den Wonnemonat Mai macht.

Der Mai ist der fünfte Monat des Jahres im gregorianischen Kalender. Im römischen Kalender war er noch der dritte, im julianischen Kalender dann ebenfalls der fünfte Monat des Jahres. Benannt ist dieser Monat nach der römischen Göttin Maia, der Göttin des Frühlings und der Fruchtbarkeit. Im katholischen Kirchenjahr gilt er auch als Marienmonat. Der Mai zeigt sich weniger launisch als sein Vorgängermonat April und gilt aufgrund des häufig „schönen“ Wetters als Wonne-, Liebes- oder auch wegen der Hauptblütezeit als Blumenmonat. Warum der Mai als Wonnemonat bezeichnet wird, könnte auch auf Karl den Großen zurückzuführen sein, der den Namen „Wonnemond“ einführte. Dies hat allerdings weniger damit zu tun, was wir heutzutage unter „Wonne“ verstehen. Der Begriff hängt vielmehr mit dem althochdeutschen „wunnimanot“ (Weidemond) zusammen und weist darauf hin, dass zur damaligen Zeit in diesem Monat das Vieh auf die Weide getrieben wurde. Der Mai ist der letzte Monat des meteorologischen Frühlings und weist direkt in Richtung Sommer. Trotzdem kann es in der Zeit der Eisheiligen Mitte des Monats kurzzeitig noch einmal etwas kühler werden.

Der erste Mai ist der internationale Feiertag der Arbeiterbewegung und in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag. In Finnland wird an diesem Tag das Frühlingsfest „Vappu“ begangen. Traditionell beginnen die Feierlichkeiten bereits am Abend zuvor und vergleichbar zum deutschen Karneval ist es üblich, sich zu verkleiden. Am Feiertag selbst gibt es zahlreiche Veranstaltungen und man trifft sich zum Picknick im Park.

In vielen Gegenden Deutschlands und Österreichs ist es Brauch, oft imposante Maibäume aufzustellen. Auch die Walpurgisnacht (Nacht auf den 01. Mai) gilt als Brauchtum. Der Name leitet sich von der Heiligen Walburga ab, deren Gedenktag der 01. Mai ist. Bekannt ist die Walpurgisnacht auch als Hexensabbat, bei dem sich die Hexen auf dem Blocksberg (Brocken im Harz) zum Tanz mit dem Teufel treffen. In gewisser Hinsicht lebt der Hexentanz auch heute noch in Feiern wie dem „Tanz in den Mai“ weiter, bei dem die Maibowle getrunken werden kann. Auch die „Maifeuer“ sind darauf zurückzuführen. Nachdem das Feuer heruntergebrannt ist, findet in einigen Gegenden der Maisprung statt, bei dem Verliebte gemeinsam über das Feuer springen. Viele, oftmals jüngeren Leute ziehen umher, um Streiche zu spielen.

Zum Monatswechsel zeigt sich beim Wetter ein ähnliches Bild wie an diesem letzten Aprilwochenende. Je weiter östlich oder südöstlich man sich befindet, umso häufiger und länger strahlt die Sonne vom Himmel. Zum Monatswechsel und damit auch am Feiertag wird es dort zudem mit Höchstwerten von 26 bis 29 Grad frühsommerlich warm, womit der Beginn der Freibadsaison gebührend eingeleitet werden kann.

DWD Vom Aprilwinter in den Wonnemonat Mai

Das „schöne“ Wetter hat für viele aber auch eine Kehrseite, denn der Pollenflug wird bei warmen und sonnigen Bedingungen begünstigt. Bei Pollenallergikern nimmt das Immunsystem die eigentlich harmlosen Pollen als Gefahr war und setzt Abwehrmechanismen in Gang, die sich in juckenden und tränenden Augen und einer laufenden Nase äußern können. Der Deutsche Wetterdienst erstellt in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PDI) Vorhersagen zum Pollenflug-Gefahrenindex für die acht allergologisch wichtigsten Pollen in Deutschland (Hasel, Erle, Esche, Birke, Süßgräser, Roggen, Beifuß und Ambrosia). Der Pollenflug-Gefahrenindex beschreibt die Stärke der Symptomatik bei Allergikern, die von der jeweiligen Pollenart und der in der Luft zu erwartenden Konzentration abhängt. Die aktuellen Vorhersagen können unter  abgerufen werden.

M.Sc.-Meteorologin Tanja Sauter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.04.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Die Gefahr von gefrierendem Regen

In den letzten Tagen hatte das Wetter bei uns in Deutschland einiges zu bieten. Enorme Schneemassen mit teils neuen Rekorden und sehr kalte Nächte prägten das Geschehen. Am Wochenende herrschte dann verbreitet Dauerfrost, lediglich entlang des Rheins sowie direkt an der Nordsee zeigte das Thermometer stellenweise zarte Plusgrade an. Am Montag erreichten dann erste Tiefausläufer mit ihren Frontensystemen den Westen Deutschlands. Dabei wurde allmählich wärmere Luft nach Deutschland geführt, sodass die Temperaturen in etwa ein Kilometer Höhe teils in den positiven Bereich gingen. Gleichzeitig hielt sich bodennah noch die wesentlich schwerere Polarluft. Durch den Hebungsantrieb in Verbindung mit einem heranziehenden Höhentrog kam es im Vorfeld zu Schneefall, der mit der Zeit durch die einfließende Warmluft oberhalb der atmosphärischen Grenzschicht (ein Kilometer Höhe) teils in Regen überging. Da die bodennahe Kaltluftschicht nur eine geringe vertikale Erstreckung hatte, reichte die Zeit nicht aus, dass der Regen bereits vor dem Auftreffen auf den Erdboden gefror. Somit fiel der Regen auf die kalten Böden und sorgte schlagartig für gefährliches Glatteis. Örtlich war die Kaltluftschicht aber auch stärker ausgeprägt, sodass der Regen bereits vor dem Auftreffen auf den Erdboden zu Eiskörnern gefror. In diesem Fall spricht man dann von Eisregen.

Die Wetterlage der letzten Tage ist dagegen typisch für markante Glättelagen. Nach einer winterlichen Periode mit Dauerfrost greifen allmählich Tiefausläufer vom Atlantik auf Mitteleuropa über, die häufig von einem kräftigen Hoch über Nordwestrussland blockiert werden und sich somit über Mitteleuropa allmählich auflösen. Trotzdem führen diese Tiefs mit ihren Frontensystemen vom Atlantik mildere Luftmassen heran, die sich allerdings aufgrund recht schwacher Winde und damit fehlender Durchmischung nur sehr schwer bis zum Erdboden durchsetzen können. Die Folge ist je nach Ort eine Mischung aus Regen, Schneeregen, Schnee, Eisregen und gefrierendem Regen!

Wie sieht die Lage in den nächsten Tagen aus?
Nach vorübergehendem Zwischenhocheinfluss am Donnerstag nehmen die Atlantiktiefs einen neuen Anlauf. Die Warmfront eines kräftigen Sturmtiefs über Irland verursacht im Westen am Freitagfrüh Aufgleitniederschläge. Diese fallen im äußersten Westen voraussichtlich als Regen. In Richtung Osten ist anfangs allerdings nochmals eine Mischung aus Schnee und gefrierendem Regen dabei, was am Freitagvormittag zu gefährlicher Glätte auf den Straßen führen kann. Der simulierte Radiosondenaufstieg für Freitagmorgen zeigt für den Süden Hessens eine markante Temperaturinversion bei etwa 900 Hektopascal (siehe Abbildung unten). Dies entspricht einer Höhe von etwa ein Kilometer. Fällt nun Niederschlag beginnt der Schnee in der Höhe zu schmelzen und geht in Regen über. Da die unterste Schicht allerdings noch Temperaturen unter 0 Grad aufweist, ist davon auszugehen, dass örtlich Regen auf die gefrorenen Böden fallen wird und dabei sofort gefriert. Dies kann vor allem am Freitagvormittag zu gefährlichem Glatteis führen. Aktuelle Informationen zur aktuellen Warnsituation finden Sie in der Warn-Wetter App oder auf unserer.

DWD Die Gefahr von gefrierendem Regen

M.Sc.-Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.12.2023

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Oststurm und Dauerregen

Eine brisante Wetterlage steht an. Die zwei Protagonisten stellen dabei Tiefdruckkomplex WOLFGANG über Westeuropa und Hochdruckgebiet WIBKE über Nordeuropa dar. Zwischen diesen beiden Druckgebilden sind die Luftdruckgegensätze vor allem über der Nord- und Ostsee sehr stark ausgeprägt und es kommt eine veritable Oststurmlage samt einer schweren Sturmflut an der Ostsee sowie Niedrigwasser an der Nordsee in Gang. Darauf wurde im gestrigen Thema des Tages  bereits umfangreich eingegangen.

Doch nicht nur der Wind gewinnt an Stärke, sondern auch die Niederschlagsaktivität nimmt deutlich zu. Der Schwerpunkt liegt dabei über dem Norden des Landes im Bereich einer Luftmassengrenze, die arktische Polarluft von subtropischer Warmluft trennt. Durch kräftige und länger anhaltende Hebungsvorgänge kommt es ab heute Nachmittag und bis in die Nacht zum Samstag nördlich einer Linie Münsterland – Uckermark zu teils länger anhaltenden Regenfällen. Verbreitet fallen in diesem Bereich innerhalb von 36 Stunden meist zwischen 20 und 30 l/qm. In Schleswig-Holstein sind sogar Mengen zwischen 30 und 60 l/qm möglich, wobei der Großteil des Niederschlags Freitagnachmittag und eingangs der Nacht zum Samstag fallen wird.

DWD Oststurm und Dauerregen

Auch in den anderen Landesteilen regnet es immer wieder und mitunter schauerartig verstärkt. Allerdings sind die Regenpausen deutlich länger als im Norden. In der Fläche fallen bis Samstagmorgen akkumuliert 5 bis 15, im Südwesten und im Stau der südwestlichen und westlichen Mittelgebirge auch bis 30 l/qm. Nahezu trocken bleibt es mit Föhnunterstützung im äußersten Südosten.

Ein Rückblick auf die bisherigen Niederschlagsmengen im Oktober zeigt, dass es vor allem im Norden und Nordwesten des Landes bisher sehr nass war. Immer wieder kam es in diesen Gebieten zu kräftigen Regenfällen.

DWD Oststurm und Dauerregen 1

Aufsummiert fielen bis heute Morgen um 100, teils um 150 l/qm, was bereits der doppelten Monatssumme entspricht. Im krassen Gegensatz dazu fiel südlich der Donau und am Ostrand des Pfälzerwaldes bisher nur sehr wenig Niederschlag. Lokal kamen dort weniger als 5 l/qm zusammen.
Eines ist auf jeden Fall gewiss, das Niederschlagssoll im Norden und Nordwesten wird im diesjährigen Oktober deutlich überschritten. Ob die Niederschlagsbilanz im Süden noch maßgeblich aufgebessert wird, muss abgewartet werden.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.10.2023

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Ex-Tropenstürme in Europas Wetterküche

Recht turbulent geht es aktuell im Wettergeschehen zu. Auch wenn sich nicht alle Facetten des Geschehens bei uns in Deutschland bemerkbar macht, so ist man auch hierzulande von dem ein oder anderen Unwetterereignis nicht verschont geblieben. An vorderster Stelle sei dabei der am vorgestrigen Donnerstag aufgetretene Tornado in der Eifel genannt Dieser stand im Zusammenhang mit Ex-Hurrikan „Lee”, dessen Überreste sich zu jenem Zeitpunkt als kräftiges Tiefdruckgebiet über dem europäischen Nordmeer befanden, und dessen ausgeprägte Kaltfront uns überquerte. An der Kaltfront kam es dann zur Bildung einer ausgeprägten Gewitterlinie, in die auch die tornadoproduzierende Superzelle eingelagert war.

Hier hatte also schon einer der ehemaligen Tropenstürme seine Finger im Spiel. Aber auch danach geht die Geschichte noch weiter: Rückseitig führt Ex-„Lee” aktuell relativ kühle Polarluft nach Deutschland, während bereits der nächste Ex-Tropensturm bzw. -Hurrikan auf dem Atlantik herannaht. Dazu gleich mehr. Zunächst aber führt dieses „Sitzen zwischen den Stühlen” dazu, dass aktuell ein neues Hochdruckgebiet namens „Rosi” von den Azoren seinen Einflussbereich bis zu uns nach Mitteleuropa ausweitet und sich dabei noch verstärkt. Die Folge: Zunehmend trockenes und sonnenscheinreiches Wetter, wobei gerade anfangs noch einige Wolkenfelder mit von der Partie sind, die dem Sonnenschein im Wege stehen.

Interessant wird es auch zu Beginn der neuen Woche. Dann kommt mit Ex-„Nigel” der nächste, bereits schon erwähnte, ehemalige Hurrikan ins Spiel. Dieser zieht im Laufe der kommenden Tage vom Atlantik voraussichtlich an Schottland vorbei Richtung Nordmeer und saugt dabei aus Südwesten jede Menge Warmluft an, die uns im Anschluss auch in Deutschland erreicht. Gleichzeitig bleibt mit der Warmluftzufuhr der Hochdruckgürtel erhalten, der sich in der neuen Woche von den Azoren bis nach Nordosteuropa erstreckt, wo Hoch „Rosi” zu diesem Zeitpunkt liegen wird. Damit bleibt Deutschland zunächst auch vom Einfluss etwaiger Tiefausläufer – sprich: Fronten – verschont. Ins Wettergeschehen übersetzt bedeutet das: Eine ganze Menge Sonnenschein und nochmals spätersommerlich warme Temperaturen. Laut aktuellen Modellprognosen könnte es demnach Mitte der kommenden Woche in einigen Landesteilen nochmals auf bis zu 27 °C hochgehen mit den Temperaturen.

Aber auch der Blick über die Grenzen sollte nicht unbeachtet bleiben: Ex-„Nigel” soll dann als ausgewachsenes Orkantief über die Britischen Inseln ziehen. Je nach Variante wären entweder Schottland, oder aber auch England inklusive Großraum London betroffen, die die volle Orkanwucht zu spüren bekämen. Einige Szenarien könnte man durchaus als „wild” bezeichnen, aber die Prognosen sind auch dementsprechend derart unsicher, dass erstmal weiteres Abwarten angesagt ist. Für Details ist es ohnehin noch zu früh.

DWD Ex Tropenstuerme in Europas Wetterkueche 1

DWD Ex Tropenstuerme in Europas Wetterkueche 2

M.Sc . Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.09.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst