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Luftmassen

Die Theorie und Klassifizierung von Luftmassen wurde bereits vor über 100 Jahren von Villhelm Bjerknes und seinem Sohn Jacob Bjerknes, Halvor Solberg und Tor Bergeron an der Universität Bergen entwickelt. In ihren Arbeiten wiesen sie nach, dass sich Eigenschaften wie Temperatur und Feuchtigkeit einer Luftmasse über einen längeren Zeitraum nur unwesentlich ändern, wenn sie über Land zieht.

Luftmassen werden nach ihrer Herkunft klassifiziert. Ursprünglich wurden drei Haupttypen unterschieden: Polarluft (P), Tropikluft (T) und Äquatorialluft (E). Zusätzlich wurde zwischen trockenen kontinentalen Luftmassen (c) und feuchten maritimen Luftmassen (m) unterschieden. So bezeichnete „mP“ die maritime Polarluft und „cT“ die kontinentale Tropikluft. Im Jahr 1948 verfeinerte der Meteorologe Richard Scherhag diese Einteilung, insbesondere für die Wetteranalyse in Mitteleuropa. Er führte die Begriffe „subtropische“ und „subpolare“ Luft, um die Übergangsbereiche besser zu erfassen, sowie „arktische Luft (A)“ als eigenständige Kategorie ein. Außerdem wurden Luftmassen, denen nicht eindeutig kontinental oder maritim zugeordnet werden konnten, mit einem „x“ gekennzeichnet (z.B. xP). Zusätzlich wurde eine weitere Kategorie für Luftmassen der mittleren Breiten (Sp) eingeführt.
Luftmassen teil 1

Tabelle der Luftmassen nach Scherhag, die Mitteleuropa beeinflussen.

Luftmassen teil 2  

Ursprungregionen der Hauptluftmassen  

In der heutigen Meteorologie wird zur genauen Beschreibung von Luftmassen die sogenannte äquivalentpotenzielle Temperatur verwendet. Sie beschreibt die Temperatur, die ein Luftpaket hätte, wenn der gesamte Wasserdampf kondensiert und die dabei freiwerdende Kondensationswärme an die Luft abgegeben würde und auf das 1000 hPa-Druckniveau gebracht würde. 

Diese Größe erlaubt eine differenzierte Betrachtung der Luftmassen: Warme, feuchte Luftmassen wie die maritime subtropische Luft haben eine hohe, kalte, trockene Luftmassen wie die kontinentale arktische Luft eine niedrige äquivalentpotenzielle Temperatur. 

Trägt man diese Temperatur in eine Karte mit Linien gleicher äquivalentpotenzieller Temperatur ein, so erkennt man an den Drängungszonen der Isolinien eine sogenannte Luftmassengrenze. Diese werden je nach relativer Bewegungsrichtung als Warm- oder Kaltfront bezeichnet. Durch die Zirkulation um ein Tiefdruckgebiet werden Warm- und Kaltfronten verwirbelt und aufgewickelt. Dabei vermischen sich die wärmeren und kälteren Luftmassen – es entsteht eine sogenannte Okklusion. Dies ist die Grundlage der Frontentheorie, die ebenfalls von Bejerknes vor über 100 Jahren entwickelt wurde.
 

Luftmassen teil 3 

Donnerstag 27.02.2025 12 UTC Frontenanalyse mit äquivalentpotenzieller Temperatur (ThetaAe) und Luftmassen. 

 

Diplom-Meteorologe Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.02.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Satellitenmeteorologie (Teil 2) – Bunte Bilder für die Wetteranalyse

Wettersatelliten sind in der heutigen modernen Meteorologie nicht mehr wegzudenken. Mit ihrem Blick aus dem Weltall auf unsere Erde leisten sie unter anderem unschätzbare Dienste bei der Wetteranalyse. Im ersten Teil dieser Reihe (Thema des Tages vom 7. Mai 2024) haben wir die Funktionsweise des Radiometers erklärt, das Herzstück eines jeden Wettersatelliten. Es blickt mit 12 „Augen“, den sogenannten Kanälen, auf unsere Erde, wobei jeder dieser Kanäle einen gewissen Spektralbereich der von der Erde abgegebenen Strahlung „sieht“. Drei der Kanäle empfangen Strahlung im solaren (sichtbaren) und acht im infraroten (thermischen) Bereich. Der 12. Kanal (HRV), das Adlerauge unter den Kanälen, besitzt eine besonders hohe Auflösung. Jeder Kanal sieht für sich betrachtet zwar weniger als unser Auge, in der Kombination aller Kanäle erfasst ein Radiometer aber weitaus mehr Informationen von der Erde als wir Menschen sehen könnten.

Jeder Kanal liefert den Meteorologen ganz individuelle Informationen. Jedoch stoßen die Kanäle auch an ihre Grenzen und manchmal ist eine eindeutige Interpretation der Bilder schwierig. Die Kanäle im sichtbaren Bereich sind nur tagsüber hilfreich, da die Erde nachts keine kurzwellige Sonnenstrahlung reflektiert. Auch kann man manchmal schwer zwischen Wolkenfeldern und Schneeflächen unterscheiden, da beide weiß erscheinen, also ähnliche Reflexionseigenschaften besitzen. Die Zuordnung der erfassten Strahlungstemperaturen der infraroten Kanäle ist auch nicht immer eindeutig. So können niedrige Temperaturen entweder von Wolken in höheren Atmosphärenschichten oder von einer stark ausgekühlten Erdoberfläche emittiert werden.

Um eindeutige Interpretationen der Satellitenbilder zu bekommen, müssen Informationen verschiedener Kanäle kombiniert werden. Eine besonders komfortable Möglichkeit bietet die sogenannte „RGB-Bildauswertetechnik“. Dabei werden die Signale von drei verschiedenen Kanälen mit den Farben Rot (R), Grün (G) und Blau (B) eingefärbt. Fügt man die eingefärbten Bilder zu einem mehrfarbigen Bild zusammen, erhält man bunte Bilder – die sogenannten „RGB-Komposits“. Die hierbei entstandenen Mischfarben können nun vom Meteorologen interpretiert werden. Bei der Zusammenstellung eines RGB-Komposits kann man übrigens sowohl die reflektierte Darstellung (hohe Werte der reflektierten Strahlung entsprechen hellen Pixeln) als auch die invertierte Darstellung (geringe Werte emittierter Strahlung entsprechen hellen Pixeln) miteinander mischen.

DWD Satellitenmeteorologie Teil 2 Bunte Bilder fuer die Wetteranalyse 2

Einige RGB-Komposits haben sich besonders bewährt, von denen wir hier zwei näher erläutern. Abbildung 1 zeigt das Komposit „Luftmasse“. Hierbei handelt es sich um vielmehr als nur ein farbenprächtiges Kunstwerk. Neben den weißlich erscheinenden Wolkenbändern geben uns die unterschiedlichen Farben Auskunft über die Herkunft und die Eigenschaften verschiedener Luftmassen. Mit grünen Farben können warme Luftmassen mit einer hohen Tropopause (Oberrand der Troposphäre), also tropische oder subtropische Luftmassen detektiert werden. Polare oder arktische Kaltluft mit einer niedrigen Troposphäre erscheint hingegen bläulich. Sinkt trockene Stratosphärenluft in die Troposphäre (untere Atmosphäre) ab, erkennt man dies anhand von rötlichen Farben, oft in Form rötlicher Schlieren.

Im dargestellten Beispiel befindet sich über dem Nordatlantik ein kräftiges Tiefdruckgebiet mit seinen charakteristischen Wolkenbändern. Die grünen Farben über Nordafrika, Spanien und der Biskaya (I) zeigen den mit subtropischer Warmluft angereicherten Warmsektor des Tiefs zwischen der Warmfront (Wolkenband über England und Frankreich) und der Kaltfront (Wolkenband über dem Atlantik). Nordwestlich davon sowie über dem Nordpolarmeer befindet sich polare Kaltluft (II), zu sehen an den blauen Farben. An den rötlichen Schlieren (IIIa) erkennt man, dass sich trockene Stratosphärenluft in das Tief einkringelt, welche zu einer Verstärkung des Tiefs beiträgt. Ebenso ist trockene Stratosphärenluft (IIIb) dafür verantwortlich, dass sich über dem Norden Deutschlands Gewitter (Kreuze) bilden.

DWD Satellitenmeteorologie Teil 2 Bunte Bilder fuer die Wetteranalyse 1

Für uns Warnmeteorologen ist das Satellitenkomposit „Nacht“ (Abbildung 2) eine große Hilfe. Er liefert uns eine Fülle von Informationen über Wolken in unterschiedlichen Höhen und zur Beschaffenheit der Erdoberfläche. Neben den Sichtweitenmessungen der Wetterstationen zeigen uns rötliche Farben Regionen mit Nebel- und Hochnebelfeldern (also sehr tiefliegende Wolken) und helfen uns dabei, auch nachts so gut wie möglich vor dichtem Nebel zu warnen. Höhere kompakte Wolkenfelder erscheinen hingegen weißlich, während dünne Eiswolken (Cirren) cyan-farben aussehen. Zudem kann man sogar Schneeflächen erkennen, da diese heller erscheinen als schneefreie Landoberflächen.

Neben diesen beiden RGB-Komposits gibt es noch eine Reihe weiterer bunter Satellitenbilder für unterschiedlichste Anwendungsmöglichkeiten, die an dieser Stelle aber nicht näher erläutert werden. Zu nennen sind beispielsweise das „Echtfarben“-Komposit, der den Farben sehr nahekommt, die das menschliche Auge sehen würde. Das „Konvektion“-Komposit macht sich die unterschiedlichen Reflexionseigenschaften großer und kleiner Hydrometeore zu Hilfe, mit der man das Entwicklungsstadium von Gewitterwolken abschätzen kann. Wieder andere Komposits unterstützen uns bei der Detektion von Sandstürmen, Nebel oder Schnee. Aktuelle Satellitenbilder mit kurzen Erklärungen zu deren Interpretation erhalten Sie auf der Homepage der EUMETSAT .

Im dritten Teil wird der Unterschied zwischen geostationären und polarumlaufenden Satelliten erklärt.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.05.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Ehrenamt beim Wetterdienst

Im heutigen Thema des Tages soll es um einen Aktionstag gehen, den die UNO im Jahr 1986 ins Leben gerufen hat – und zwar den „Internationalen Tag des Ehrenamtes“. Auch in Deutschland wird er gefeiert und von staatlicher Seite finden Ehrungen statt. Der Bundespräsident verleiht z.B. Verdienstorden an Personen aus allen Bundesländern, die sich durch ein außerordentliches, ehrenamtliches Engagement auszeichnen.

Auch beim Deutschen Wetterdienst (nachfolgend als DWD bezeichnet) werden Ehrenamtliche benötigt und gesucht. Der DWD betreibt ein nebenamtliches Netz von Wetter- und Niederschlagsstationen zur Wetter- und Klimaüberwachung. Daher werden wetterbegeisterte Bürger und Bürgerinnen gesucht, die ein geeignetes Grundstück für das Aufstellen der Messgeräte zur Verfügung stellen können. Teils müssen auch manuelle Messungen durchgeführt werden (z.B. Schneemessungen) und sowohl die Messgeräte als auch das Grundstück müssen in Stand gehalten bzw. gepflegt werden. Eine weitere Voraussetzung ist ein Internetanschluss zur Weiterleitung der gesammelten Daten. Nähere Informationen zu den Anforderungen an das Grundstück, zu Orten, an denen aktuell BeobachterInnen gesucht werden oder auch was man genau tun muss, können u.a. auf der folgenden Webseite nachgelesen werden

Auch das Phänologische Messnetz des DWD benötigt Freiwillige, die im Jahresverlauf wiederkehrende Wachstums- und Entwicklungserscheinungen verschiedener sogenannter Leitkulturen ermitteln. Als Leitkulturen dienen verschiedene Pflanzenarten, Forst- oder Ziergehölze. Es werden Eintrittsdaten charakteristischer Vegetationsstadien (z.B. Blüte der Forsythie, Apfelblüte, Laubentfaltung Stieleiche, Laubfall Stieleiche) beobachtet und übermittelt. Diese Daten dienen dem Klimamonitoring sowie der agrar- und medizinmeteorologischen Beratung des DWD. Nähere Informationen zur stetigen Suche phänologischer Beobachter und Beobachterinnen sowie zur Phänologie im Allgemeinen gibt es auf der Homepage des DWD unter.

Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.12.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst