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Niederschläge hierzulande und weltweit

Am morgigen Donnerstag wird in den USA der „Öffne-drinnen-einen-Regenschirm-Tag“ begangen. Dann soll man einen Regenschirm innerhalb eines geschlossenen Gebäudes öffnen. Einem Aberglaube zufolge bringt dies allerdings Unglück. Thomas Edward Knibb rief den Aktionstag mit der Intention ins Leben, diesen Aberglauben zu widerlegen. Seine Hypothese war, dass das Öffnen eines Regenschirms innerhalb eines geschlossenen Gebäudes ohne Konsequenzen bleiben würde. Knibb wollte mit dem Aktionstag einen Anreiz schaffen, seine Hypothese zu überprüfen.

Hierzulande benötigte man erst zum Beginn der neuen Woche gebietsweise wieder einen Regenschirm. Davor war meist ruhiges und sonniges Hochdruckwetter vorherrschend. Dabei blieb es durchweg niederschlagsfrei. Wie sieht es also bezüglich der bisherigen Niederschlagsstatistik in diesem Monat aus?

Wetterstationen können hierbei Aufschluss geben, wie viel Niederschlag an einem bestimmten Ort in einer gewissen Zeit gefallen ist. Allerdings kann man durch Wetterstationen nur ein unzureichendes Bild davon bekommen, wie viel Niederschlag in der Fläche gefallen ist. Auch können teilweise kräftige Niederschläge nicht erfasst werden, wenn sie nicht gerade über eine Wetterstation hinwegziehen. Die Lösung für dieses Problem sind die aus Radardaten abgeleiteten Niederschlagsmengen.

Die nachfolgende Abbildung zeigt die aus Radardaten interpretierten Niederschlagsmengen seit dem 01. März. Um genauer zu sein, müsste man eher sagen, dass es sich um die Niederschlagsmengen der vergangenen 48 Stunden handelt. Die Abbildung wird nämlich jeden Morgen um 06 UTC mit den täglich übermittelten 24-stündigen Niederschlagsmengen aktualisiert. 

Niederschlaege hierzulande und weltweit teil 1

Aus Radardaten abgeleitete Niederschlagsmengen in Liter pro Quadratmeter seit dem 01. März 

Es stellt keine Herkulesaufgabe dar zu erkennen, dass abgesehen von einzelnen Ausnahmen kaum nennenswerte Niederschlagsmengen zusammenkamen. Im Norden blieb es abgesehen von einzelnen Schauern bislang gänzlich niederschlagsfrei. In den mittleren Landesteilen gab es in den vergangenen 48 Stunden vermehrt Schauer und auch einzelne Gewitter. Im Süden traten sowohl stratiforme als auch konvektive Niederschläge auf. Allenfalls der Streifen von Südbaden bis in den Stuttgarter Raum „sticht“ mit Werten zwischen 10 und 25 Liter pro Quadratmeter hervor.

Im Durchschnitt fallen im Monat März 30 bis 80 Liter pro Quadratmeter. Da die bisherigen Niederschlagsmengen abgesehen von einzelnen Ausnahmen nur geringfügig waren, lohnt ein Vergleich relativ zum vieljährigen Mittel somit nicht wirklich.

Und wie sieht es in den kommenden Tagen hinsichtlich Niederschlag aus?

In der Zwischenzeit bestimmt Tiefdruckeinfluss unser Wettergeschehen. An der Westflanke von Tief TOBBE, das sich mit seinem Kern über Dänemark befindet, strömt von Norden her allmählich Meeresluft polaren Ursprungs nach Deutschland. 

Niederschlaege hierzulande und weltweit teil 2

Prognosekarte Bodendruck und Lage der Fronten mit Namen der steuernden Hoch- und Tiefdruckgebiete für den heutigen Mittwoch, 12.03.2025 12 UTC 

Am heutigen Mittwoch trennt eine Luftmassengrenze die mildere Luftmasse der vergangenen Tage im Südosten Deutschlands von der einströmenden kühleren Luft in den übrigen Landesteilen. Diese Luftmassengrenze macht sich in einem breiten Streifen von der Südpfalz und Baden bis in die Lausitz durch zeitweilige Niederschläge bemerkbar. Nördlich und nordwestlich davon kann es bei wechselnder Bewölkung einzelne Schauer geben. Die höchsten Wahrscheinlichkeiten hierfür gibt es im Nordseeumfeld.

In der Nacht zum Donnerstag regnet es in der Südosthälfte zeitweise. Im Bergland gehen die Niederschläge dann zunehmend in Schnee über und verleihen dem Landschaftsbild dort einen Hauch von Spätwinter, auch wenn hinsichtlich Niederschlagsmengen nicht allzu viel zusammenkommen wird. Für vorübergehende Glätte könnte es aber allemal reichen. Neben gelegentlichen Schauern im Nordseeumfeld bleibt es in den übrigen Landesteilen meist niederschlagsfrei.

Am morgigen Donnerstag werden von Süden her erneut Niederschläge in Gang gesetzt, die im Bergland und dort vor allem in den Alpen als Schnee fallen. Selbst dort kommen aber auch nur ein paar Zentimeter zusammen. Richtung Nordwesten muss erneut mit einzelnen Schauern gerechnet werden.

Auch für den Freitag zeigt sich ein ähnliches Bild beim Wetter. Zum Wochenende wird man wahrscheinlich nur im Süden nass. In den übrigen Landesteilen ist es hingegen heiter bis sonnig und niederschlagsfrei.

Doch die Niederschlagsmengen bei uns sind nichts im Vergleich zu anderen Niederschlagsereignissen weltweit. In den vergangenen Tagen gab es beispielsweise auf der Iberischen Halbinsel kräftige, teils gewittrige Niederschläge. In den Medien kursierten auch Meldungen eines Starkregenereignisses auf Gran Canaria, infolgedessen es dort zu Überschwemmungen kam.

Im Nordosten Argentiniens kam es gebietsweise ebenfalls zu kräftigen, gewittrig durchsetzten Regenfällen. Hierbei hört und liest man leider traurige Berichte vor allem aus der Hafenstadt Bahía Blanca. Dort sind Todesopfer, Vermisste und Verletzte zu beklagen. In der Region rund um Bahía Blanca fielen zwischen dem 07. und 10. März 100 bis 250 Liter pro Quadratmeter. Durch Betrachtung der in Abbildung 3 markierten Stationen wird deutlich, dass die Niederschlagsmengen von besagtem Zeitraum 150 bis 170 Prozent den für März üblichen Niederschlagsmengen entsprechen. Diese Niederschlagsmengen führten schließlich zu Überschwemmungen, infolgedessen die dortige Infrastruktur zum Erliegen kam. 

Niederschlaege hierzulande und weltweit teil 3

Grafik des europäischen Emergency Response Coordination Centre mit der von Überschwemmungen betroffenen Region rund um die argentinische Hafenstadt Bahía Blanca

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.03.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Vom „Aprilwinter“ in den Wonnemonat Mai

Ein Ende des kühlen Witterungsabschnitts wurde in den letzten Tagen sehnlichst erwartet und dieses Ende wurde am gestrigen Freitag allmählich eingeleitet. Die Wetterlage hat sich dahingehend umgestellt, dass nun keine kühlen Luftmassen polaren Ursprungs mehr von Norden her nach Deutschland gesteuert werden. Es hat sich dank des Tiefs DUNJA eine südwestliche Strömung eingestellt und damit können nun wärmere Luftmassen nach Deutschland gelangen. Zudem ist im Süden und Osten Hochdruckeinfluss wetterwirksam, was reichlich Sonnenschein zur Folge hat.

DWD Vom Aprilwinter in den Wonnemonat Mai

Was dies konkret für das Wettergeschehen in einzelnen Regionen bedeutet, kann im  nachgelesen werden. Zusammengefasst: Das Aprilwetter wird im Westen und Norden seinem Namen weiterhin gerecht, während das Wetter im Süden und Osten einen Vorgeschmack auf den Wonnemonat Mai macht.

Der Mai ist der fünfte Monat des Jahres im gregorianischen Kalender. Im römischen Kalender war er noch der dritte, im julianischen Kalender dann ebenfalls der fünfte Monat des Jahres. Benannt ist dieser Monat nach der römischen Göttin Maia, der Göttin des Frühlings und der Fruchtbarkeit. Im katholischen Kirchenjahr gilt er auch als Marienmonat. Der Mai zeigt sich weniger launisch als sein Vorgängermonat April und gilt aufgrund des häufig „schönen“ Wetters als Wonne-, Liebes- oder auch wegen der Hauptblütezeit als Blumenmonat. Warum der Mai als Wonnemonat bezeichnet wird, könnte auch auf Karl den Großen zurückzuführen sein, der den Namen „Wonnemond“ einführte. Dies hat allerdings weniger damit zu tun, was wir heutzutage unter „Wonne“ verstehen. Der Begriff hängt vielmehr mit dem althochdeutschen „wunnimanot“ (Weidemond) zusammen und weist darauf hin, dass zur damaligen Zeit in diesem Monat das Vieh auf die Weide getrieben wurde. Der Mai ist der letzte Monat des meteorologischen Frühlings und weist direkt in Richtung Sommer. Trotzdem kann es in der Zeit der Eisheiligen Mitte des Monats kurzzeitig noch einmal etwas kühler werden.

Der erste Mai ist der internationale Feiertag der Arbeiterbewegung und in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag. In Finnland wird an diesem Tag das Frühlingsfest „Vappu“ begangen. Traditionell beginnen die Feierlichkeiten bereits am Abend zuvor und vergleichbar zum deutschen Karneval ist es üblich, sich zu verkleiden. Am Feiertag selbst gibt es zahlreiche Veranstaltungen und man trifft sich zum Picknick im Park.

In vielen Gegenden Deutschlands und Österreichs ist es Brauch, oft imposante Maibäume aufzustellen. Auch die Walpurgisnacht (Nacht auf den 01. Mai) gilt als Brauchtum. Der Name leitet sich von der Heiligen Walburga ab, deren Gedenktag der 01. Mai ist. Bekannt ist die Walpurgisnacht auch als Hexensabbat, bei dem sich die Hexen auf dem Blocksberg (Brocken im Harz) zum Tanz mit dem Teufel treffen. In gewisser Hinsicht lebt der Hexentanz auch heute noch in Feiern wie dem „Tanz in den Mai“ weiter, bei dem die Maibowle getrunken werden kann. Auch die „Maifeuer“ sind darauf zurückzuführen. Nachdem das Feuer heruntergebrannt ist, findet in einigen Gegenden der Maisprung statt, bei dem Verliebte gemeinsam über das Feuer springen. Viele, oftmals jüngeren Leute ziehen umher, um Streiche zu spielen.

Zum Monatswechsel zeigt sich beim Wetter ein ähnliches Bild wie an diesem letzten Aprilwochenende. Je weiter östlich oder südöstlich man sich befindet, umso häufiger und länger strahlt die Sonne vom Himmel. Zum Monatswechsel und damit auch am Feiertag wird es dort zudem mit Höchstwerten von 26 bis 29 Grad frühsommerlich warm, womit der Beginn der Freibadsaison gebührend eingeleitet werden kann.

DWD Vom Aprilwinter in den Wonnemonat Mai

Das „schöne“ Wetter hat für viele aber auch eine Kehrseite, denn der Pollenflug wird bei warmen und sonnigen Bedingungen begünstigt. Bei Pollenallergikern nimmt das Immunsystem die eigentlich harmlosen Pollen als Gefahr war und setzt Abwehrmechanismen in Gang, die sich in juckenden und tränenden Augen und einer laufenden Nase äußern können. Der Deutsche Wetterdienst erstellt in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PDI) Vorhersagen zum Pollenflug-Gefahrenindex für die acht allergologisch wichtigsten Pollen in Deutschland (Hasel, Erle, Esche, Birke, Süßgräser, Roggen, Beifuß und Ambrosia). Der Pollenflug-Gefahrenindex beschreibt die Stärke der Symptomatik bei Allergikern, die von der jeweiligen Pollenart und der in der Luft zu erwartenden Konzentration abhängt. Die aktuellen Vorhersagen können unter  abgerufen werden.

M.Sc.-Meteorologin Tanja Sauter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.04.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Noch mehr Schnee im Anmarsch

Winterliche Wetterverhältnisse haben bei uns Einzug gehalten. Davon kündigten bereits die Themen des Tages der letzten Tage. Und wie es manchmal so ist, lässt das Wetter im Moment auch keine Abwechslung zu. Deswegen geht es auch heute wieder um Schnee, Eis und Glätte. Dabei vor allem um Schnee, denn davon gibt es ab morgen früh bis in den Dienstag hinein in manchen Gegenden reichlich – der erste Höhepunkt des Winterwetters steht kurz bevor.

Tief „Oliver” übernimmt ab der kommenden Nacht bei uns die Verantwortung für die Wetterlage. Eigentlich schon ziemlich gealtert, taucht es bei Schottland in einen Jungbrunnen und regeneriert sich unter Zuhilfenahme eines Randtiefs vor Norwegen. Dieses Tief haucht dem ganzen Komplex neues Leben ein. Im Anschluss zieht das so wieder stärker gewordene Tief rasch südwärts und landet in der Nacht zum morgigen Montag an der niederländischen Nordseeküste. Danach führt sein Weg weiter über Belgien Richtung Eifel. In der Nacht zum Dienstag geht es anschließend über Hessen und Franken in Richtung Böhmisches Becken, wo „Oliver” in den Früh- oder Vormittagsstunden des Dienstags liegen soll. So jedenfalls prophezeien es die aktuellen Prognosen der verschiedenen Wettermodelle.

Doch was bedeutet das jetzt für unser Wetter? Nun, zum einen hat so ein Tief in der Regel einiges an Niederschlägen im Gepäck. In diesem Fall würde man so etwas ohnehin erwarten, da „Oliver” einen recht langen Weg über die Nordsee zurücklegt, bevor Deutschland erreicht wird. Zum anderen lohnt der Blick auf die Luftmasse, die mit „Oliver” interagiert. In etwa 1,5 km Höhe liegen die Temperaturen je nach Region zwischen -3°C und -6°C. Daraus lässt sich grob abschätzen, bis zu welchen Höhenlagen Niederschlag als Schnee fällt. Im Fall von „Oliver” wird das oberhalb von 400 bis 800 m der Fall sein. Auch hier kommt es darauf an, wohin man genau schaut. In den südlichen Mittelgebirgen wie zum Beispiel dem Schwarzwald liegt die Schneefallgrenze im Einflussbereich geringfügig milderer Luft etwas weiter oben Richtung 600 bis 800 m, während sie in den westlichen und zentralen Mittelgebirgen wie z.B. Westerwald, Taunus, Eifel und Harz eher um 400 m liegen wird. Erschwerend kommt hinzu, dass sich mit Durchzug von „Oliver” die verschiedenen Luftmassen rasch die Klinke in die Hand geben. Das bedeutet, dass sich Regen und Schnee in relativ rascher Folge abwechseln können.

Los geht’s mit den Niederschlägen bereits nachts im äußersten Westen am Niederrhein, wo diese zunächst wohl als Regen fallen. In den Morgen- und frühen Vormittagsstunden greifen sie dann weiter auf große Teile von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz/Saarland aus und verstärken sich. Während es in den tiefsten Lagen an Ems und Niederrhein wohl weiter bei Regen, vielleicht auch Schneeregen bleibt, wird es in den höheren Lagen spätestens ab 400 m anfangen zu schneien. Und das zeitweise sogar ziemlich kräftig. Weiter südlich setzt der Schneefall wie bereits schon erwähnt erst in höheren Lagen ein. Bis zum Abend verlagert sich „Oliver” nur langsam ostwärts. Dabei kühlt die Luft durch die Niederschläge, aber auch durch die zunehmende Okklusion des Tiefs, langsam aber stetig ab. Damit sinkt auch die Schneefallgrenze wieder. Übersetzt bedeutet das, dass gegen Abend auch in tieferen Lagen die Niederschläge mehr und mehr in Schnee übergehen können und sich nach einer gewissen Zeit auch so etwas wie eine dünne Schneedecke ausbilden kann.

In der Nacht zum Dienstag zieht „Oliver” schließlich ostwärts Richtung Tschechien. Damit dreht auf dessen Rückseite der Wind mehr und mehr auf nördliche Richtungen. Der Weg ist somit frei für reichlich Nachschub an Polarluft, die über dem südlichen Skandinavien nur darauf wartet, zu uns nach Deutschland vordringen zu können. In 1,5 km Höhe sinken die Temperaturen also rasch auf Werte von -5 bis -8, ganz im Norden vielleicht sogar auf bis zu -10°C. Das ist auf jeden Fall ausreichend, um überall für Schneefall bis in tiefste Lagen zu sorgen. Da auch bodennah die Temperaturen in der Nacht in den Frostbereich zurückgehen (etwa 0°C bis -3°C in der Nordhälfte), wird es wenigstens in der Nordhälfte Deutschlands zumindest vorübergehend, dafür aber wohl nahezu flächendeckend für eine kleine Schneedecke reichen.

Der meiste Schnee aber fällt woanders – nämlich im westlichen und zentralen Bergland. Dort sorgt die Kombination aus reichlich Niederschlag und frostigen Temperaturen für außerordentlich raschen Neuschneezuwachs und damit tiefwinterliche Verhältnisse. Den Modellen zufolge ist von Eifel über Hunsrück und Taunus bis zum Spessart und Rhön/Thüringer Wald mit Neuschneemengen zwischen 10 und 20, in besonders stauexponierten Lagen im „worst case” bis zu 30 cm zu rechnen. Diese fallen dabei meist in einem Zeitraum von 12 bis 18 Stunden und würden damit stellenweise sogar das offizielle Unwetterkriterium von mehr als 15 cm innerhalb von zwölf Stunden erfüllen (siehe Abb. 1). Weiter unten sind die Mengen vor allem aufgrund der noch immer recht warmen Böden deutlich geringer, aber immerhin dürfte es wohl für den von den Meteorologen liebevoll so genannten „Stundenschnee” reichen, der rasch fällt und bald darauf auch schon wieder wegtaut.

DWD Noch mehr Schnee im Anmarsch

Zum Schluss noch der kurze Blick auf die kommenden Tage. Da bleibt es bei der nasskalten Wetterlage bei allmählich sinkenden Temperaturen. Im Nordosten Deutschlands stehen die Zeichen auf Dauerfrost, dort kann es nachts sogar in den mäßigen Frostbereich von unter -5°C gehen. Außerdem bringen weitere Tiefdruckgebiete zeitweise erneut etwas Schnee.

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.11.2023

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Oststurm und Dauerregen

Eine brisante Wetterlage steht an. Die zwei Protagonisten stellen dabei Tiefdruckkomplex WOLFGANG über Westeuropa und Hochdruckgebiet WIBKE über Nordeuropa dar. Zwischen diesen beiden Druckgebilden sind die Luftdruckgegensätze vor allem über der Nord- und Ostsee sehr stark ausgeprägt und es kommt eine veritable Oststurmlage samt einer schweren Sturmflut an der Ostsee sowie Niedrigwasser an der Nordsee in Gang. Darauf wurde im gestrigen Thema des Tages  bereits umfangreich eingegangen.

Doch nicht nur der Wind gewinnt an Stärke, sondern auch die Niederschlagsaktivität nimmt deutlich zu. Der Schwerpunkt liegt dabei über dem Norden des Landes im Bereich einer Luftmassengrenze, die arktische Polarluft von subtropischer Warmluft trennt. Durch kräftige und länger anhaltende Hebungsvorgänge kommt es ab heute Nachmittag und bis in die Nacht zum Samstag nördlich einer Linie Münsterland – Uckermark zu teils länger anhaltenden Regenfällen. Verbreitet fallen in diesem Bereich innerhalb von 36 Stunden meist zwischen 20 und 30 l/qm. In Schleswig-Holstein sind sogar Mengen zwischen 30 und 60 l/qm möglich, wobei der Großteil des Niederschlags Freitagnachmittag und eingangs der Nacht zum Samstag fallen wird.

DWD Oststurm und Dauerregen

Auch in den anderen Landesteilen regnet es immer wieder und mitunter schauerartig verstärkt. Allerdings sind die Regenpausen deutlich länger als im Norden. In der Fläche fallen bis Samstagmorgen akkumuliert 5 bis 15, im Südwesten und im Stau der südwestlichen und westlichen Mittelgebirge auch bis 30 l/qm. Nahezu trocken bleibt es mit Föhnunterstützung im äußersten Südosten.

Ein Rückblick auf die bisherigen Niederschlagsmengen im Oktober zeigt, dass es vor allem im Norden und Nordwesten des Landes bisher sehr nass war. Immer wieder kam es in diesen Gebieten zu kräftigen Regenfällen.

DWD Oststurm und Dauerregen 1

Aufsummiert fielen bis heute Morgen um 100, teils um 150 l/qm, was bereits der doppelten Monatssumme entspricht. Im krassen Gegensatz dazu fiel südlich der Donau und am Ostrand des Pfälzerwaldes bisher nur sehr wenig Niederschlag. Lokal kamen dort weniger als 5 l/qm zusammen.
Eines ist auf jeden Fall gewiss, das Niederschlagssoll im Norden und Nordwesten wird im diesjährigen Oktober deutlich überschritten. Ob die Niederschlagsbilanz im Süden noch maßgeblich aufgebessert wird, muss abgewartet werden.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.10.2023

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

„Altweibersommer“ mit seinen typischen Wetterphänomenen nimmt Fahrt auf!

Hoch ROSI dominiert die Wetterküche in weiten Teilen Europas! ROSI hat sich über Osteuropa eingenistet und spannt ein großräumiges Hochdruckgebiet von Nordwestrussland bis nach Griechenland sowie von Russland bis zur Iberischen Halbinsel auf. Die Tiefdruckgebiete um den ehemaligen Wirbelsturm NIGEL westlich von Norwegen müssen notgedrungen über Nordwesteuropa ihre Kreise ziehen. Neben NIGEL tummeln sich dort derzeit auch noch Tiefs südwestlich von Island und westlich von Irland. Auch deren Tiefausläufer können kaum in das Hoheitsgebiet von Hoch ROSI eindringen und streifen somit höchsten den Norden Frankreich, Benelux und den Nordwesten Deutschlands. Eine gewisse Tiefdrucktätigkeit ist ansonsten noch im östlichen Mittelmeerraum zu finden und sorgt so von Süditalien über Griechenland hinweg bis zur Türkei und Israel für einen eher unbeständigen Wettercharakter.

Deutschland liegt auf der Südwestflanke von ROSI. Allenfalls der Nordwesten gerät zeitweise in die sogenannte Frontalzone naher Tiefausläufer, sodass dort auch mal dichtere Wolken durchziehen können, die vereinzelt auch ein paar Regentropfen abladen.

DWD Altweibersommer mit seinen typischen Wetterphaenomenen nimmt Fahrt auf

Ansonsten sind bis Freitag in weiten Teilen des Landes die hochreichenden Strömungsbedingungen antizyklonal geprägt. Entsprechend dominiert Absinken, das heißt, die Luft sinkt aus größeren Höhen zum Boden ab und erwärmt sich dabei. Potentielle Wolkentröpfchen verdunsten und die Sonne kann scheinen. Wenn das Wörtchen „Wenn“ nicht wäre.

Die seit dem 23. September länger Nächte als Tage zusammen mit Hochdruckeinfluss lassen nachts typische herbstliche Wetterphänomene wie Nebel oder Hochnebel sowie Tau und Bodenfrost auf dem Spielfeld zu, während tagsüber häufig warmes und sonniges Wetter herrscht.

Genau dies ist auch derzeit zu beobachten. In der Nacht auf den Montag gab es vor allem in einem Streifen vom Südschwarzwald über die Alb und dessen Vorland bis zur Oberpfalz, dem Erzgebirge und Thüringer Wald sowie teils bis in die Lausitz hinein tiefe einstellige Werte in Bodennähe, vereinzelt wurde sogar Bodenfrost gemessen. Dies war z.B. in Bad Lobenstein (-0,8 Grad), Geislingen (-0,8), Sigmaringen-Laiz (-0,8 Grad), Rottweil (-0,9 Grad), Hof (-1,0 Grad), Lenzkirch-Ruhbühl (-1,3 Grad) und Deutschneudorf-Brüderwiese (-2,0 Grad) sowie weitere der Fall. Dazu bildete sich vor allem in Teilen Brandenburgs und Sachsen örtlich Nebel. Diesen Phänomenen stehen die Höchstwerte von 16 und 22 Grad am Sonntag gegenüber.

In den kommenden Tagen wird Frost in Bodennähe weniger ein Thema sein. Dagegen kann sich der Nebel oder Hochnebel wohl etwas ausbreiten. Durch das nächtliche Auskühlen kondensiert die Feuchtigkeit zu Tau und/oder es bildet sich Bodennebel (Strahlungsnebel, vgl. Link). Ist nun wie derzeit kaum Wind vorhanden und die Luft sinkt aus der Höhe ab, kann sich eine kräftige Inversion ausbilden. Unter Inversion versteht man in der Meteorologie die Umkehr des normalerweise mit der Höhe abnehmenden Temperaturverlaufs in einer mehr oder weniger dicken Schicht (vgl. Link). Genau an dieser Schicht bildet sich in Abhängigkeit der Luftfeuchtigkeit regional Hochnebel, der sich teilweise über den gesamten Tag hinweg halten kann. Ob nun viel Sonne oder Hochnebel, die Temperaturen steigen tagsüber stetig auf für die Jahreszeit deutlich überdurchschnittliche Werte an, die am Donnerstag und Freitag 19 bis 29 Grad erreichen. Insgesamt bleibt somit vielerorts ein großer Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht erhalten.

Die beschriebenen Witterungsbedingungen beschreiben somit in ganzer Fülle den sogenannten Altweibersommer.

Der Begriff „Altweibersommer“ geht auf das altdeutsche Wort „weiben“ zurück, was weben bedeutet und beschreibt beständige frühherbstliche Hochdrucklagen über Mitteleuropa, die besonders häufig Mitte September bis Anfang Oktober auftreten und mit sommerlichen Temperaturwerten am Tag und kühlen Nächten (starke Taubildung, oft Strahlungsnebel) einhergehen (vgl. Link). Der Altweibersommer ist, wie die Schafskälte, eine im mittleren Jahresgang der Lufttemperatur ausgeprägte Singularität. Die Bezeichnung „Altweibersommer“ erscheint dabei aus meteorologischer Sicht weder frauenfeindlich noch despektierlich.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.09.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Typisches Herbstwetter

Im heutigen Thema des Tages wird die Wetterlage für die kommenden Tage erläutert.