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SWANTJE – ein bemerkenswertes Tief

Das Tief SWANTJE, was laut Wikipedia übrigens so viel bedeutet wie „kleiner Schwan“ oder „Tochter der Schwäne“, zieht aktuell über dem Nordatlantik und Skandinavien seine Kreise. Bei den Kolleginnen und Kollegen der Berliner Wetterkarte, die für die Vergabe der Hoch- und Tiefdrucknamen verantwortlich sind, tauchte das Tief erstmals am frühen Sonntag (02.06.2024) bei Grönland auf. Mit ihrer nunmehr fünftägigen Lebensdauer fällt sie nicht wirklich aus dem Rahmen. Allerdings hat sich SWANTJE einer Metamorphose unterzogen, die dazu führte, dass am heutigen Freitagmittag (07.06.2024) sogar vier eigenständige Tiefkerne beobachtet werden können – eine Zahl, die doch relativ selten auf den Wetterkarten auftaucht.

DWD SWANTJE ein bemerkenswertes Tief

In der Abbildung 1 ist die entsprechende Prognosekarte dargestellt. Dass die vier Kerne mit den römischen Ziffern II bis V durchnummeriert sind, lässt den Schluss zu, dass der ursprüngliche Kern I sich inzwischen aufgefüllt hat. Dafür bewegt sich ein kleinräumiges Tief in SWANTJES „Dunstkreis“ bzw. Zirkulationsfeld von der schottischen Nordseeküste nach Osten. Vielleicht bekommt es ja noch den „Ehrentitel“ SWANTJE VI verliehen – mal schauen. Klar ist aber, dass das Frontensystem des kleinräumigen Tiefs Kurs auf Norddeutschland nimmt. Damit sorgt der Tiefkomplex namens SWANTJE dort nicht nur für Schauer und kurze Gewitter, sondern auch für kräftigen Wind.

Wer jetzt glaubt, dass sich das Einflussgebiet von SWANTJE auf den Norden beschränkt, liegt allerdings falsch. Denn auch über dem Süden mischt sie mit – oder besser gesagt ihr Frontensystem. Dieses zieht sich nämlich in einem weiten Bogen von Skandinavien über Osteuropa bis in den Süden Deutschlands. Dort verläuft es in etwa entlang der Donau, was auch bedeutet, dass zwischen Donau und Alpen weiterhin eine feucht-warme und labil geschichtete Luftmasse liegt.

DWD SWANTJE ein bemerkenswertes Tief 1

Dies zeigt die Abbildung 2. Dort sieht man einerseits den Taupunkt (Zahlenwerte), welcher ein Maß für die Luftfeuchtigkeit darstellt. Taupunkte von 10°C oder mehr treten, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, nur südlich des Mains auf. Die Maximalwerte zeigt die Karte zwischen Donau und Alpen, was zumindest belegt, dass die Luftmasse feucht ist. Die zweite Information der Karte unterstreicht die Labilität, denn als Farbflächen sieht man dort die virtuelle Reflektivität unseres hochaufgelösten Modells ICON-D2. Mit anderen Worten: Die Radarreflektivität, die sich zeigen sollte, wenn das Modell mit seinen Vorhersagen richtig liegt. Und da deuten sich im Norden, in noch größerem Maße aber im Süden Wolken und Niederschläge an.

Das bedeutet nichts Gutes für die hochwassergeplagten Bayern, Badener, Württemberger und Schwaben. Es ist zwar zu erwarten, dass die Niederschlagsmengen nicht mehr so exorbitant hoch liegen wie rund um das letzte Wochenende. Und obendrein fällt der Regen über einen längeren Zeitraum. Aber bei den weiterhin gesättigten Böden kann natürlich kein Wasser versickern. Insofern ist im Süden weiterhin Vorsicht geboten.

DWD SWANTJE ein bemerkenswertes Tief 2

Die Abbildung 3 zeigt die laut ICONEU zu erwartenden Niederschläge bis in den Dienstagmittag hinein. In Deutschland ist vor allem ein Streifen vom Hochrhein und dem Bodensee bis nach Niederbayern betroffen. Dort fallen über die fünf Tage verteilt 40 bis 80 l/qm. Dass es auch noch schlimmer geht, deutet sich in Osttirol, Kärnten und Friaul / Venetien an. Dort sollen sich über 100 l/qm, in der Spitze sogar über 120 l/qm aufsummieren.

Und wo ist das Wetter freundlich? Natürlich dort, wo SWANTJE ihre Finger nicht im Spiel hat. Und dies ist in der Mitte Deutschlands der Fall. Denn dorthin streckt vom Atlantik her das Hoch XENOPHILIUS seine Fühler aus. Damit zeigt sich oft die Sonne – und es bleibt weitgehend trocken.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.06.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey!

„Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei!“ So lautet ein bekanntes Sprichwort. Für alle Fußballbegeisterten steht am heutigen Samstag das Finale in der dritten Liga sowie in der Bundesliga der Männer an, bevor dann am morgigen Sonntag auch das Finale in der zweiten Liga folgt. Wer Deutscher Meister wird, steht bereits seit dem 29. Spieltag fest. Zum ersten Mal seit zwölf Jahren geht die Meisterschale nicht in die bayerische Hauptstadt. Stattdessen konnte das oftmals belächelte „Vizekusen“ die Schale für sich erobern und blieb zudem an den bisherigen 33 Spieltagen ungeschlagen.

Nun folgt ab 15:30 Uhr noch der letzte Spieltag in der Bundesliga. Die 17 Partien finden in allen Himmelsrichtungen Deutschlands statt, vom nördlichsten Austragungsort in Bremen bis zu den südlichsten in Stuttgart und Heidenheim sowie vom westlichsten in der Stadt des Deutschen Meisters Leverkusen bis zum östlichsten in Berlin. Die meteorologischen Bedingungen für diese Partien sind durchaus unterschiedlich, weshalb nun jeder Austragungsort einmal beleuchtet wird. Zum Beispiel soll unter anderem die Frage beantwortet werden, ob man den Schirm auf dem Weg ins Stadion brauchen könnte.

Temperaturtechnisch dürfte die nördlichste Partie Werder Bremen gegen VfL Bochum tatsächlich die Nase vorn haben, denn in Bremen wird eine Höchsttemperatur von 23 Grad erwartet. Ein paar Tropfen können zwar nicht gänzlich ausgeschlossen werden, was einen als Norddeutscher nun nicht sonderlich beeindrucken sollte. Aber neben der zumindest temperaturtechnisch „heißesten“ Partie ist Bremen zudem der Austragungsort, der am meisten Sonne im Nachmittagsverlauf abbekommen könnte. Elfter gegen Vierzehnter in der Tabelle klingt zwar nicht sonderlich aufregend, aber wenn es dumm läuft, könnte Bochum noch auf den Relegationsplatz rutschen. Die Fans werden also sehr genau verfolgen, was auf den Plätzen der Konkurrenten passiert, allerdings eher weniger beim Wetter.

Ein solcher Konkurrent ist Union Berlin, der den SC Freiburg zu Gast hat. Bei den Eisernen lief es diese Saison nicht wirklich gut, weshalb sie aktuell auch auf dem Relegationsplatz stehen und um den Verbleib in der Bundesliga bangen müssen. Auch das Wetter während der Partie ist noch etwas ungewiss. Temperaturen von bis zu 22 Grad und wechselnde Bewölkung klingen ja erst einmal ganz solide. Allerdings sind einzelne Schauer und Gewitter nicht ganz ausgeschlossen und bei kräftigem Regen und böigem Wind kann es dann doch auch ungemütlich werden. Genauso gut kann während der kompletten Partie kein Tropfen vom Himmel kommen, es bleibt also spannend.

Ein weiterer „Konkurrent“ um den Relegationsplatz ist Mainz 05 beim Gastspiel in Wolfsburg. Auch hier gilt dasselbe wie für Berlin: Temperaturen um 20 Grad und wechselnde Bewölkung laden zu einem Fußballnachmittag ein, eine nasse Überraschung von oben ist aber durchaus möglich.

Bochum, Mainz und Berlin fürchten den Relegationsplatz. Für die Geißböcke aus Köln ist dieser noch der letzte Strohhalm, an den sie sich klammern können, um auf den Verbleib in der Bundesliga zu hoffen. Dazu müssten sie aber auf der Ostalb in Heidenheim gewinnen und gleichzeitig auf Freiburger Schützenhilfe hoffen. Wer nun absteigt und wer die Relegation bestreiten muss, wird um kurz nach 17:15 Uhr feststehen.

Wettertechnisch ist es in Heidenheim jedenfalls ähnlich ruhig wie bei der rund 70 Kilometer entfernt stattfindenden Partie VfB Stuttgart gegen Borussia Mönchengladbach. Höchsttemperaturen zwischen 20 und 22 Grad (wobei es auf der Ostalb gerne etwas kühler ist) und etwas Sonnenschein, der sich seinen Weg durch die Wolken bahnt, laden dazu ein, den Abschluss der zumindest aus Sicht der Heimmannschaften erfolgreichen Saison zu feiern. Zudem sollte man einzelne Schauer nicht gänzlich ausschließen, um nicht der Falschaussage bezichtigt zu werden.

Der VfB Stuttgart kann entspannt aufspielen, denn der dritte Platz und die Champions League sind sicher, aber bei einem Sieg gegen Gladbach kann in den Kraichgau geschielt werden und auf Schützenhilfe der TSG 1899 Hoffenheim im wahrsten Sinne des Wortes gehofft werden. Falls Hoffenheim den FC Bayern München besiegen sollte, wäre nämlich auch noch die Vizemeisterschaft gewonnen. Dort wird es zwar nicht ganz so warm wie weiter südöstlich, aber die Sonne lugt auch einmal durch die Wolken.

Immerhin haben im Südwesten die lang anhaltenden und kräftigen Niederschläge nachgelassen. In der Abbildung sind die aus 10-minütigen Stationsmessungen sowie aus Radarmessungen abgeleiteten 24-stündigen Niederschlagssummen dargestellt. Dabei sind insbesondere im Saarland und im südlichen Rheinland-Pfalz Mengen zusammengekommen, die sonst für einen ganzen Monat üblich sind. Solche „Spitzenreiter“ sind heute zum Glück nicht mehr zu erwarten.

DWD Spitzenreiter Spitzenreiter hey hey

Weiter nördlich, also in Hessen und im südlichen Nordrhein-Westfalen, ist die Wolkendecke bei Höchsttemperaturen zwischen 19 und 21 Grad dichter. Bevorzugt in dieser Region bilden sich zudem häufiger Schauer und Gewitter, die ganz lokal auch einmal kräftiger ausfallen und mit Starkregen einhergehen können. Davon könnten die drei restlichen Partien betroffen sein. Das wäre für Hessen die Partie der Frankfurter Eintracht gegen RB Leipzig. In Nordrhein-Westfalen muss der feststehende Absteiger Darmstadt 98 bei der Dortmunder Borussia antreten. Zudem empfängt der designierte Deutsche Meister Bayer 04 Leverkusen den FC Augsburg, um anschließend die Meisterschale entgegenzunehmen. Ob auch dieses Spiel wieder ohne Niederlage endet?

DWD Spitzenreiter Spitzenreiter hey hey 1

Trotz aller Wehmütigkeit bezüglich des Saisonendes 2023/24 sei allen Fußballbegeisterten hiermit ein Hoffnungsschimmer mitgegeben. In diesem Jahr hält sich die Fußball-Abstinenz während der Sommerpause in Grenzen. Wie in jedem Jahr werden noch die Relegationsspiele ausgetragen, zudem gibt es noch die Finalspiele beim DFB-Pokal sowie bei den europäischen Wettbewerben. Am 14. Juni wird dann die Europameisterschaft der Männer hier in Deutschland mit dem ersten Spiel Deutschland gegen Schottland im Austragungsort München angepfiffen.

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.05.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Nach dem Sturm ist vor dem Sturm!

Erst Orkantief EMIR (int: CIARAN) und nun Orkantief FRED. In Teilen von West- und Mitteleuropa ist momentan einiges los. Während am Donnerstag EMIR vor allem in Frankreich und Benelux teils für extreme Orkanböen über 150 Kilometer pro Stunde sorgte, rauscht am heutigen Samstag schon das nächste markante Tief heran.

Verantwortlich hierfür ist ein starker Polarfront-Jetstream über Westeuropa, welcher warme Luftmassen über den Subtropen von kalter Luft über den polaren Breiten trennt. Dieses Starkwindband befindet sich in einer Höhe von etwa 9 bis 10 Kilometern und ist vor allem im Spätherbst und im Winter besonders stark ausgeprägt. Zu dieser Jahreszeit sind Temperaturunterschiede zwischen den Polargebieten und den Subtropen besonders markant ausgeprägt, da durch die sehr kurzen Tage in den polaren Breiten sich dort eine großes Kältereservoir ausbildet, während die Subtropen auch im Winterhalbjahr noch relativ warme Luftmassen haben.

Aktuell befindet sich ein Jetstreak (Windgeschwindigkeitsmaximum innerhalb des Polarfront-Jetstream) über Südfrankreich mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 km/h (siehe Abbildung 1). Im Bereich von diesem Windband kommt es zu hohen horizontalen und vertikalen Geschwindigkeitsscherungen. Diese haben großen Einfluss auf Tiefdruckgebiete und können diese in einigen Fällen deutlich intensivieren. Momentan befindet sich Orkantief FRED über der Bretagne. Im Laufe des Wochenendes verlagert er sich in Richtung Mitteleuropa. Dabei kann sich FRED allerdings nicht mehr verstärken. Er füllt sich langsam auf und ist in der Vorhersage zu Wochenbeginn nur noch als schwaches Tief über Südskandinavien erkennbar. Grund dafür ist seine für die weitere Intensivierung ungünstige Position relativ zum Polarfront-Jetstream.

DWD Nach dem Sturm ist vor dem Sturm

Viele rasch entwickelnde Sturm- und Orkantiefs kreuzen den Jetstream. Ein Beispiel hierfür ist Orkantief Kyrill aus dem Jahre 2007, welches sich von der rechten Seite im Eingangsbereich des Starkwindbands auf die linke Seite des Ausgangbereiches verlagerte. Dabei kam es zu einer raschen Intensivierung, da in diesen Bereichen in der Höhe die Winde jeweils auseinanderströmen, wodurch es am Boden zu Druckfall kommt. KYRILL sorgte daraufhin in weiten Teilen Deutschlands bis ins Flachland für schweren Sturm, teils waren sogar auch in den Niederungen Orkanböen über 120 Kilometer pro Stunde dabei.

FRED kreuzte dagegen den Jetstream nicht und erreichte bereits vor Frankreich seinen Höhepunkt der Entwicklung. Die Zündung für seine starke Entwicklung über dem Atlantik war ein markanter nach Süden gerichteter Polarluftvorstoß im Bereich zwischen Grönland und Neufundland. Nun befindet sich der Sturm aber nördlich der Frontalzone. Dabei fehlt ihm der synoptische Antrieb. Deshalb wird sich FRED wie auch sein Vorgänger EMIR auf dem Weg in Richtung Mitteleuropa in den nächsten Tagen abschwächen.

Trotzdem werden am morgigen Sonntag in Süddeutschland Sturmböen bis in die Niederungen erwartet. Auf den Bergen des Schwarzwaldes und der Alpen weht der Wind teils sogar in Orkanstärke. Nähere Infos dazu gibt es auf unserer Warnseite(siehe „Weitere Informationen zum Thema“) oder in unserer Warn Wetter App.

M.Sc.-Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Der EMIR kommt! – oder: Orkan CIARAN formiert sich!

Der November macht in Deutschland da weiter, wo der Oktober aufgehört hat: Tiefdruckeinfluss. Genau genommen handelt es sich um einen Tiefdruckkomplex westlich der Britischen Inseln, der sich bis in die Labradorsee erstreckt und am heutigen Mittwoch zunächst der Nordwesthälfte und ab dem Abend auch den Südwesten mit Regenwolken versorgt.

So gefährlich wie interessant in den nächsten 24 Stunden wird dabei ein kleinräumiges Tief, das gestern Mittag noch knapp östlich von Neufundland lag mit einem Kerndruck von rund 1000 hPa. Es „hört“ auf den Namen EMIR beziehungsweise im internationalen Kontext auch auf CIARAN und konnte am Südrand des angesprochenen Tiefdruckkomplexes richtig Gas geben – sowohl was die zurückgelegte Strecke, als auch die Verstärkung angeht. Heute Mittag befindet es sich bereits über dem Ostatlantik, südwestlich von Irland mit einem Kerndruck von etwa 970 hPa und weitere zwölf Stunden später, also gegen Mitternacht, dürfte es mit etwas über 950 hPa den Ärmelkanal erreichen. Von dort zieht das Tief mit seinem Kern über die Südküste Englands hinweg ost-nordostwärts und erreicht in den Mittagsstunden des Donnerstags die Nordsee, wo es sich dann mehr und mehr abschwächt.

In der Folge muss ab der kommenden Nacht an der französischen Küste sowie an der englischen Südküste verbreitet mit Böen bis Orkanstärke gerechnet werden. Besonders heftig wird es nach aktuellem Stand die Bretagne treffen, wo an der Küste 150 bis 170 km/h, an exponierten Stellen vielleicht sogar noch etwas mehr, erwartet werden. Dort dürften auch noch bis weit ins angrenzende Binnenland Orkanböen auftreten. Extreme Orkanböen über 140 km/h drohen dann auch an den Küstenabschnitten der Normandie und eventuell auch der Region Hauts-de-France. Das dies natürlich massive Auswirkungen auf die dortige Infrastruktur haben wird, kann man sich leicht vorstellen. Im weiteren Verlauf sind dann die belgische und niederländische Küste betroffen, wo aufgrund des ablandigen Winds (Wind vom Land in Richtung See) und der allmählichen Abschwächung des Tiefs wohl „nur noch“ schwere Sturm- bis Orkanböen zu erwarten sind (90 bis 120 km/h).

DWD Der EMIR kommt oder Orkan CIARAN formiert sich 1

Daneben ist auch der Niederschlag ein Thema. Es werden kräftige und zum Teil langanhaltende Regenfälle erwartet, die vor allem im Nordwesten Frankreichs und im Süden Englands aufgrund der bereits gesättigten Böden zu Überschwemmungen führen können. Zudem wird natürlich auch ein sehr hoher Wellengang erwartet. Vor der Küste der Bretagne kann die signifikante Wellenhöhe bei zum Teil deutlich über 10 m liegen.

Auf uns in Deutschland greift das Windfeld von EMIR am Donnerstag zwar ebenfalls über, aber nur in stark abgeschwächter Form. Trotzdem dürfte es nach aktuellem Stand vor allem von der Nordsee bis ins Saarland und im Bergland durchaus stürmisch werden. In Zahlen umgemünzt bedeutet dies dort Böen in etwa zwischen 60 und 75 km/h, im Bergland sowie in exponierten Lagen auch bis 85 km/h. Auf den Mittelgebirgsgipfeln, an exponierten Küstenabschnitten der Nordsee und am Nordrand der Eifel würden auch einzelne schwere Sturmböen bis 100 km/h nicht verwundern. Böen bis Orkanstärke beschränken sich allenfalls auf den Brocken, den Feldberg im Schwarzwald und föhnbedingt eventuell auch auf hohe Alpengipfel. Entsprechende Warnungen dazu werden in den heutigen Abendstunden ausgegeben.

Und auf CIARAN folgt eine nachhaltige Wetterberuhigung? Nein! Es geht munter weiter auf dem Nordatlantik in Sachen Tiefdrucktätigkeit. Am Westrand des Tiefdruckkomplexes um CIARAN entwickelt sich neues Sturmtief, das in der Nacht zum Freitag der spanischen und dem Süden der französischen Atlantikküste Orkanböen bringt. Vor der Ostküste der USA formiert sich aktuell ebenfalls ein Sturmtief. Es zieht im Lauf dieser Woche über den Atlantik und könnte am Samstag erneut vor allem an der französischen Atlantikküste für Orkanböen sorgen.

Auch bei uns in Deutschland bleibt es in den kommenden Tagen im Großen und Ganzen wolkenreich, unbeständig und zeitweise windig bis stürmisch – alles aber kein Vergleich zu dem, was sich in Westeuropa abspielt.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Föhn vs. „Gruselwetter“

Ob am heutigen Halloween-Dienstag wirklich Gruselwetter herrscht, ist sicherlich Geschmackssache. Von Herbstwetter kann man aber definitiv sprechen. Viele Wolken, immer wieder mal Regen und windig – so lässt sich das Wetter nicht nur für heute, sondern im Großen und Ganzen auch für die kommenden Tage zusammenfassen. Eine Ausnahme bilden dabei das Alpen- und Erzgebirgsvorland am Mittwoch und zum Teil auch am Donnerstag. Auf der Ostflanke eines Tiefdruckkomplexes bei den Britischen Inseln sorgt Föhn für weitgehend trockene Verhältnisse und immer wieder auch sonnige Abschnitte.

Ist von Föhn die Rede, wird schnell das (vielleicht auch schon etwas eingestaubte) Schulwissen herausgekramt: Luft trifft auf ein Gebirge und wird zum Aufsteigen gezwungen. Dabei kühlt sie um 1 Kelvin pro 100 m ab. Irgendwann bilden sich Wolken und es beginnt zu regnen, wobei die Luft nun nur noch mit 0,65 Kelvin pro 100 m Aufstieg abkühlt. Am Gipfel angekommen, strömt die Luft auf der Leeseite, also der windabgewandten Seite des Gebirges, herab und erwärmt sich dabei, wodurch es zur Wolkenauflösung kommt. Die Erwärmung beim Abstieg erfolgt nun durchweg mit 1 K pro 100 m.

DWD Foehn vs. Gruselwetter

Bei diesem Prozess spricht man von der klassischen Föhntheorie. Jetzt gibt es allerdings ein Problem: Wie eine Studie zeigt, gehen zum Beispiel in Innsbruck mindestens 50 % der dort untersuchten Föhnfälle ohne Niederschläge einher. Zu einem geringen Teil kam es sogar nicht einmal zur Wolkenbildung. Irgendwie blöd, oder?

Gut, dass es – neben zahlreichen weiteren Theorien – die hydraulische Föhntheorie gibt. Bei ihr geht man davon aus, dass die Luft, die auf ein Gebirge trifft, nicht aufsteigt, sondern geblockt wird und im Luv (also auf der windzugewandten Seite des Gebirges) liegen bleibt und langsam auskühlt. Die im bzw. oberhalb des Bergkammniveaus heranströmende, deutlich trockenere Luft fällt dagegen nach Überquerung des Gebirgskamms ins Tal ab und erwärmt sich dabei um 1 K pro 100 m. Das kann man sich vorstellen wie in einem randvollen Stausee, bei dem nur die oberste Wasserschicht über die Staumauer in die Tiefe schwappt.

DWD Foehn vs. Gruselwetter 1

Stellt sich noch die Frage, wie es zu den mitunter hohen Windgeschwindigkeiten auf der Leeseite eines Gebirges kommt. Betrachten wir daher einfach mal ein Luftpaket, das gerade über dem Gipfel angekommen ist. Dieses Paket besitzt eine gewisse Energie, die sich hauptsächlich aus seiner Lage- und seiner Bewegungsenergie zusammensetzt. Die Lageenergie hängt dabei von der Höhe (also der vertikalen Lage) des Pakets ab und die Bewegungsenergie stark von dessen Geschwindigkeit. Strömt das Paket nun den Berg hinab, nimmt seine Höhe und damit auch seine Lageenergie ab. Da seine Gesamtenergie aber gleichbleiben muss (Stichwort Energieerhaltung), muss im Umkehrschluss seine Bewegungsenergie zunehmen und damit seine Geschwindigkeit.

Verstärkt werden kann dieser Effekt u.a. noch durch das Gelände. Muss unser Luftpaket unterwegs noch einen engen Gebirgspass durchströmen, entsteht eine Art Düseneffekt (Stichwort Venturi-Effekt) und es kann vorübergehend noch einmal deutlich mehr Gas geben.

Diese Beschreibung wurde an dieser Stelle natürlich nur sehr grob gehalten. Deutlich detailliertere Informationen zu dieser und weiteren Föhn-Theorien finden Sie in unserem Wetterlexikon unter.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.10.2023

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Weltweit einiges los beim Wetter

In Deutschland herrscht derzeit typisch mitteleuropäisches, tiefdruckgeprägtes und mildes Herbstwetter. Immer wieder ziehen Regengebiete über das Land hinweg und der Wind frischt zeitweise etwas auf. Im Schwarzwald kann sich ab Wochenmitte eine Dauerregenlage einstellen. Es wird damit zwar interessant, aber nicht außerordentlich spannend beim Wetter in Deutschland.

Daher wagen wir heute mal einen Blick über den Tellerrand hinaus und schauen uns an, was weltweit beim Wetter derzeit Spannendes los ist. Dazu dient die folgende Grafik quasi als Übersichtskarte.

DWD Weltweit einiges los beim Wetter 1

Es lässt sich unschwer erkennen, dass sich einige tropische Systeme auf der Weltwettergefahrenkarte wiederfinden lassen. Eher eine untergeordnete Rolle spielt Hurrikan TAMMY (Kategorie 1) über dem Westatlantik. Dieser Hurrikan zieht derzeit nur übers Wasser und bedroht auch keine Inselgruppen. Erst zum Wochenende könnten die Bermudainseln in den Fokus rücken, wobei TAMMY sich bis dahin abschwächen soll.
Etwas genauer muss die Tropische Depression 21L beobachtet werden, die über Honduras, Nicaragua und San Salvador westwärts über Mittelamerika zieht. Mit diesem System gehen vor allem heftige Regenfälle mit Mengen zwischen 50 und 150 l/qm am Tag einher, wodurch Überflutungen drohen. Etwas weiter westwärts ist der Tropensturm OTIS über dem Ostpazifik, etwa 250 km südlich der mexikanischen Küste, zu finden. Er hat das Potenzial, sich zu einem Hurrikan der Kategorie 1 zu entwickeln und zieht nordwärts in Richtung Acapulco. Rund um Acapulco drohen vor allem am Mittwoch und Donnerstag heftige Regenfälle mit 150-300 l/qm am Tag und Böen bis 200 km/h.

Nun machen wir einen Schwenk nach Südamerika, wo vor allem am Freitag und Samstag in Südbrasilien, Paraguay und dem äußersten Nordosten von Argentinien Regenmengen zwischen 100 und 200 l/qm am Tag erwartet werden. Dies trifft teilweise genau die Gebiete, in denen es bereits in den letzten Monaten schwere Überschwemmungen gab.

DWD Weltweit einiges los beim Wetter 2

Als nächstes geht der Blick in den Südwestpazifik und zwar nach Vanuatu. Dort treibt Zyklon LOLA sein Unwesen. Mit voller Wucht und der Einstufung als Zyklon der Kategorie 4 trifft er auf den Inselstaat. Neben immensen Regenmengen mit 200-400 l/qm innerhalb von 24 h werden auch Böen um 250 km/h erwartet. Damit drohen schwere Verwüstungen und zerstörte Städte und Dörfer. Unter Abschwächung zieht der Zyklon dann weiter südwestwärts in Richtung Neukaledonien.

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Großes Ungemach bahnt sich auch im Golf von Bengalen an, denn dort hat sich Invest 92B zum Zyklon HAMMON der Kategorie 1 entwickelt. Der Landfall wird heute Abend südlich von Chittagong (Bangladesch) erwartet. Im Küstenbereich liegen die Regenmengen bei 100-200 l/qm in den nächsten zwei Tagen. Außerdem erreichen die Böen Windgeschwindigkeiten bis 160 km/h. Sie schwächen sich allerdings rasch ab.

Im Südosten des Jemens ist derzeit noch die Depression TEJ unterwegs und bringt dort heute nochmals Regenmengen bis 200 l/qm. Das System schwächt sich jedoch rasch ab bzw. löst sich gänzlich auf. Dennoch gibt es dort sowie im Süden des Omans teils erhebliche Verwüstungen. Gestern wurden bereits Regenmengen um 200 l/qm gemessen. Örtlich dürften es sogar mehrere hundert Liter gewesen sein, was für die dortige Wüstenregion absolut ungewöhnlich ist. Dadurch, dass der Wüstenboden das Wasser kaum aufnehmen kann, fließt dieses oberflächlich ab und führt innerhalb kürzester Zeit zu schweren Überschwemmungen und Erdrutschen.

Abschließend noch ein Blick nach Europa, wo es vor allem im Nordosten Italiens sowie in Westslowenien in den kommenden Tagen immer wieder zu teils kräftigen Regenfällen kommen wird. Mitunter fallen dann bis zu 200 l/qm innerhalb eines Tages, was ebenfalls zu Hochwasser und Überflutungen führen kann.

Einiges los also beim Wetter weltweit und leider gebietsweise auch mit großem Schadenspotenzial verbunden.

Dipl.-Met Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.10.2023
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Küstensturm im Herbst – alles wie immer?

Nach langer, überdurchschnittlicher Wärmeperiode, die teils neue Temperaturrekorde mit sich brachte, liegt jetzt auch schon die erste herbstliche Phase mit nennenswerten Nachtfrösten hinter uns. Begünstigt wurde diese durch Hoch „Verena”, das für sternenklare Nächte in trockener Polarluft mit entsprechend niedrigen Temperaturen gesorgt hat. Doch damit ist es jetzt auch schon wieder vorbei.

Auf dem Atlantik herrscht rege Tiefdruckaktivität, und diese macht sich auch in Deutschland bemerkbar. Zentraler Taktgeber ist hier zunächst Tief „Viktor” (international auf den Namen „Babet” getauft), das sich als Doppelgebilde mit zwei Kernen von der Biskaya bis nach Großbritannien und Irland erstreckt. Dabei wird eine Menge milder Luft aus Südwesten nach Deutschland geschaufelt, die dem oft sonnigen und ruhigen Herbstwetter der letzten Tage den Garaus macht. Denn Tief „Viktor” ist noch lange nicht fertig – im Gegenteil: Es wird sich in den nächsten Tagen noch verstärken und als komplexes Gebilde mit immer neuen Tiefdruckzentren entlang der Nordseeküste nordwärts Richtung Niederlande und Ärmelkanal ziehen. Mit im Gepäck ist dabei zunächst jede Menge Regen. Beginnend im Südwesten zieht im Laufe der kommenden Nacht zum Donnerstag ein frontaler Ausläufer nordostwärts über Deutschland hinweg und sorgt vielerorts für erstes Nass von oben.

DWD Kuestensturm im Herbst – alles wie immer

Am Donnerstag geht es dann munter weiter mit den Niederschlägen. Zum einen regnet es dann im Norden weiter, zum anderen kommen im Südwesten gleich die nächsten Niederschläge nach, die diesmal recht kräftig ausfallen können, und sogar für das ein oder andere kurze Gewitter gut sind. Diese Niederschläge sind aber nur ein Aspekt. Im Auge sollte man vor allem den Wind behalten, denn der spielt diesmal eine ungewöhnliche Rolle. Denn „Viktor” hat einen mächtigen Gegenspieler: Hoch „Wiebke” über Skandinavien. So kräftig, wie sich „Viktor” entwickelt, so kräftig hält „Wiebke” im Norden dagegen. Die Folge: Es baut sich ein mächtiger Luftdruckgegensatz  vom Ärmelkanal bis nach Südschweden bzw. –norwegen auf. Dementsprechend nimmt in den nächsten Stunden und Tagen der Wind auch an der deutschen Küste zu. Und hier liegt die Krux: Das Hoch liegt im Norden, das Tief im Süden. Das heißt nichts anderes als dass der Wind, anders als sonst, aus Osten kommt! Und das nicht zu knapp: Bereits am morgigen Donnerstag erreicht er Sturmstärke mit Böen Bft 8-9, in Ostholstein und der Lübecker Bucht vereinzelt sogar schon schweren Sturm mit Bft 10.

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In der Nacht zum Freitag legt der Sturm dann nochmal eine ordentliche Schippe drauf und erreicht im Laufe des Freitags seinen Höhepunkt mit einzelnen, aber wiederholt auftretenden orkanartigen Böen der Stärke Bft 11 an der Ost-, aber auch der Nordsee, wo besonders die Insel Helgoland einiges abbekommen dürfte. Auf der offenen See sind dabei sogar Orkanböen, also Stärke Bft 12, denkbar (siehe Modellprognose in).

Die anstehende Sturmlage wird also eine recht ungewöhnliche Geschichte. Betroffen sind diesmal Gegenden, die normalerweise bei Sturmlagen eher wenig abbekommen. Besonders beachtenswert ist hierbei auch das zu erwartende und sonst eher selten auftretende Ostseehochwasser. Dabei werden die Höchststände teilweise über einen Meter nach oben abweichen, und das bereits am Donnerstag. Am Freitag dürften vermutlich noch höhere Wasserstände erreicht werden. Betroffen sind hier vor allem die Küstenregionen zwischen Lübecker Bucht und Schlei, die genau frontal im Ostwind liegen. Aber auch entlang der restlichen Ostseeküste ist mit nennenswertem Hochwasser zu rechnen.

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M.Sc Felix Dietzsch (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.10.2023
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Vom Oktobersommer mit Vollgas in den Vollherbst

Die T-Shirts und kurzen Hosen können eingemottet werden. Dafür müssen nur warme Klamotten und eventuell sogar Schal und Mütze aus dem Schrank gekramt werden. Schuld daran ist eine markante Wetterumstellung. Während seit Wochen fast ununterbrochen ungewöhnlich warme Luftmassen in weiten Teilen des Landes vorherrschend waren, erfolgt nun eine 180-Grad-Wende. Schuld daran ist eine markante Kaltfront, zugehörig zu einem Tief über der nördlichen Ostsee, die die sehr warme Luftmasse subtropischen Ursprungs verdrängen konnte. Auf der Rückseite der Kaltfront fließt Meeresluft polaren Ursprungs ein. Die einfließende Luftmasse ist dabei etwa 15 Grad kälter als die Luftmasse der vergangenen Tage.

DWD Vom Oktobersommer mit Vollgas in den Vollherbst

Dies zeigt sich auch deutlich bei den Höchstwerten. Während am Freitag im Süden des Landes der späteste heiße Tag (Höchstwert über der 30-Grad-Marke) der in Deutschland seit Messbeginn jemals registriert wurde, auftrat, reicht es dort am Sonntag maximal noch für Höchsttemperaturen um 15 Grad. Die Spitzenreiter des gestrigen Freitags waren nach derzeitigem Stand Rheinfelden und Müllheim (jeweils Baden-Württemberg) mit 30,1 Grad. In einigen Orten des Südens wurde sogar ein neuer Monatsrekord verzeichnet und das Mitte Oktober, was doch recht ungewöhnlich ist. Der Allzeitoktoberrekord mit 30,9 Grad in Müllheim vom 07.10.2009 wurde dabei nur knapp verfehlt.

Fast noch eindrucksvoller waren die Tiefstwerte der vergangenen Nächte. In der Nacht zum heutigen Samstag lagen die vorläufigen Minima lokal nicht unter der 20-Grad-Marke, was einer Tropennacht entspricht. Beispielsweise war dies in Cottbus (Brandenburg) mit 20,8 Grad, Schipkau-Klettwitz (Brandenburg) mit 20,7 Grad und Dresden-Klotzsche (Sachsen) mit 20,5 Grad der Fall. Dabei ist der Wert aus Cottbus nach derzeitigem Stand das höchste Minimum, das jemals in Deutschland im Oktober gemessen wurde.

Dass der Temperatursturz mit ordentlich Wind einherging, erklärt sich fast von selbst, denn irgendwie müssen die immensen Temperaturunterschiede ja ausgeglichen werden. An und vor der Kaltfront kam es verbreitet zu stürmischen Böen und Sturmböen. An der Küste traten teils auch schwere Sturmböen auf. Die Station Darßer Ort (Mecklenburg-Vorpommern) meldete in der Nacht zum Samstag sogar eine orkanartige Böe mit 112 km/hBft 11. Im Küstenumfeld bleibt der Wind auch in den kommenden Tagen noch stürmisch und weht aus West bis Nordwest. Auch sonst lebt er am Sonntag im Nordosten nochmals deutlich auf. In den anderen Landesteilen bleibt der Wind zwar spürbar, aber bei weitem nicht so kräftig wie in der vergangenen Nacht und heute tagsüber.

Am Sonntag zieht über die Nordosthälfte des Landes ein Höhentief hinweg und sorgt dort für sehr wechselhaftes Wetter samt Regen- und Graupelschauern, die im Umfeld der Küsten mitunter gewittrig sein können. In den anderen Landesteilen macht sich bereits eine schwache Hochdruckbrücke bemerkbar, die von den Britischen Inseln über Mitteleuropa bis in den Balkan reicht. Dabei gibt es einen freundlichen Mix aus Sonne und Wolken, Schauer sind eher selten. Nur am Alpenrand regnet es noch etwas häufiger. Mit 8 bis 15 Grad wird es herbstlich kühl. In der Nacht zum Montag droht dann gebietsweise Luftfrost, weshalb empfindliche Pflanzen nun definitiv ins Warme gebracht werden müssen!

Zum Beginn der neuen Woche beruhigt sich das Wettergeschehen dann verbreitet, denn das Höhentief verabschiedet sich nach Nordosteuropa und Deutschland liegt dann fast vollständig unter der Hochdruckbrücke. Nur im Küstenumfeld bleibt es leicht wechselhaft. Insgesamt bleibt die Luftmasse kühl, sodass die Höchstwerte meist unter 15 Grad liegen werden. Exemplarisch dafür ist im nachfolgenden Bild der Temperaturverlauf für die Städte Frankfurt am Main, Berlin und München dargestellt.

DWD Vom Oktobersommer mit Vollgas in den Vollherbst 1

Der herbstliche Wettercharakter wird außerdem dadurch unterstrichen, dass sich Nebel- und Hochnebelfelder mitunter nur sehr zögerlich auflösen. Inwiefern zur Wochenmitte wieder Tiefdruckeinfluss die Oberhand gewinnt, muss noch abgewartet werden. Zum jetzigen Zeitpunkt deuten sich allerdings von Südwesten teils länger anhaltende Regenfälle an. Eins ist auf jeden Fall gewiss, der Sommer 2023 ist Geschichte.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.10.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

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