Tehuano-Winde regen das Algenwachstum an
In den Wintermonaten von Nord- und Zentralamerika strömen Winde vom Golf von Mexiko durch die Täler der Gebirgskette in Mexiko und erreichen nicht selten Sturmstärke. Im Süden des Landes münden sie in den Golf von Tehuantepec und wenn diese Winde dort über das Wasser streifen, wird im Ozean eine Zirkulation angeregt. Das warme Oberflächenwasser wird fortgetrieben, wodurch kaltes, nährstoffreiches Tiefenwasser nachströmt. Der Effekt ist so stark, dass die Oberflächenwassertemperatur in nur 24 Stunden um zehn Kelvin abnehmen kann. Dies wiederum führt zu verstärktem Wachstum von Algen, welche letztlich den Ausgangspunkt des Nahrungskreislaufs im Ozean darstellen. Eine ganze Nahrungskette hängt von diesen wiederkehrenden Tehuano-Winden im Pazifik ab.
Der meteorologische Prozess, der zu den Winden in Sturmstärke führt, ist recht einfach zu erklären: Im Winter bewegen sich kalte Hochdruckgebiete aus Nordamerika südwärts über den Golf von Mexiko. Über dem pazifischen Ozean liegt hingegen eine warme, feuchte Luftmasse, die von tiefem Luftdruck geprägt ist. Zwischen dem Hoch über dem Golf und dem tiefen Luftdruck über dem Pazifik baut sich ein starker Druckgradient auf. So fließt die Luft aus dem Hoch Richtung tieferem Luftdruck aus, wird aber von den Kordilleren in Mexiko abgeblockt. In Schluchten oder Pässen – wie dem mexikanischen Chivela-Pass – wird die Luft kanalisiert und erreicht dann stark beschleunigt den Golf von Tehuantepec, einem Teil des pazifischen Ozeans.
Der Tehuano-Wind ist nicht das einzige Windsystem in Zentralamerika, das eine verstärkte Algenblüte hervorruft. Nach dem Auftreten von Tehuano-Winden folgen in der Regel wenige Tage später noch zwei Windsysteme in Mittelamerika, da das Hochdruckgebiet vom Golf von Mexiko weiter nach Süden wandert. Hauptsächlich an drei Stellen finden Winde ihren Weg vom Golf von Mexiko durch die Kordilleren in den pazifischen Raum: Der Tehuano-Wind durchquert den Chivela-Pass in Mexiko. Etwas weiter südlich prescht der Papagayo-Wind vom Karibischen Meer kommend über die Seen Nicaraguas in den Golf von Papagayo. Zu guter Letzt pfeifen die Panama-Winde durch den Culebra Cut – dort wo sich der Panama-Kanal befindet, der den Atlantik mit dem Pazifik verbindet.
Das nebenstehende Satellitenbild zeigt den Effekt, den Tehuano-Winde auf die Algenblüte in der Bucht von Tehuantepec im Dezember 2003 hatten. In der Falschfarbendarstellung ist die Konzentration an Chlorophyll zu sehen, welches der SeaWiFS-Sensor (NASA) an Bord des GeoEye-Satelliten Orbview-2 südwestlich von Mexiko detektieren konnte. Hohe Konzentrationen sind in dunkelrot und geringe Konzentrationen in hellblau auszumachen.
Dipl.-Meteorologin Julia Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.08.2023
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