Tief GISELA und der Nimbostratus
Tief GISELA hat weite Teile Deutschlands fest im Griff. Sie bringt dichte Nimbostratus-Bewölkung und länger anhaltende Niederschläge. Doch was ist dieser Nimbostratus und bei welchen Wetterlagen tritt er bevorzugt auf?
Heute ist in weiten Teilen des Landes ein verregneter, trüber und auch windiger Herbsttag. Verantwortlich dafür ist Tief GISELA, das seine Kreise über Polen dreht und feuchte Luftmassen von Nordosten her nach Deutschland transportiert. Diese Luft gleitet auf die über Deutschland liegende Luftmasse auf, wodurch Niederschläge und Wolken entstehen. Vertikalbewegungen und Feuchteänderungen in der Atmosphäre sorgen dafür, dass sich Wolken bilden. Die unterschiedlichen Wolkenformen, die Sie sicherlich selbst schon am Himmel erkannt haben, ermöglichen es Meteorologen, Rückschlüsse über die dynamischen Wolkenbildungsprozesse und die Struktur der unteren Atmosphäre zu ziehen. Es gibt dabei vier Wolkenfamilien, die abhängig sind von der Höhe in der sie auftreten, sowie zehn Wolkengattungen.
Aus aktuellem Anlass soll als Beispiel der Nimbostratus herausgegriffen werden. Er ist eine tief hängende, aber hoch reichende, graue und dunkel aussehende Regenwolke und sorgt insgesamt für einen trüben und tristen Wettereindruck. Häufig fällt aus ihr länger anhaltender leichter bis mäßiger Regen. Der ausfallende Niederschlag lässt die Wolkenunterseite diffus erscheinen. Teilweise entstehen an der Wolkenunterseite “zerfetzte” Wolken, die Stratus fractus genannt werden. Der Nimbostratus besteht meist aus einer Mischung von festen und flüssigen Teilchen wie unterkühlten Wasser- und Regentröpfchen, Schneekristallen und Schneeflocken. Daher kann es aus ihm sowohl Niederschlag in Form von Regen als auch von Schnee oder Eiskörnern geben.
Der Nimbostratus entsteht durch die langsame Hebung ausgedehnter Luftschichten. Genau dies ist heute in weiten Teilen des Landes der Fall, denn an der Westflanke von GISELA kann wärmere Luft auf die darunterliegende kältere Luft aufgleiten. Dadurch, dass diese Hebungsprozesse heute lange genug andauern und sich bis in große Höhen fortsetzen können, bildet sich der angesprochene Nimbostratus.
Nimbostratus-Wolken können auch aus anderen Wolken entstehen, beispielsweise aus einem Altostratus, der mächtiger wird, in seltenen Fällen auch aus einem Stratocumulus oder Altocumulus. Auch aus einem sich ausbreitenden Cumulonimbus kann ein Nimbostratus entstehen.
Die heutige Nimbostratus-Bewölkung bringt bis morgen Mittag in der östlichen Mitte Regenmengen um 30 l/qm in 24 h. Am Harz fallen 40 bis 50 l/qm, lokal auch deutlich darüber. Ansonsten fallen im Osten und in der Mitte meist 10 bis 20 l/qm und im Westen 5 bis 10 l/qm. Ganz im Nordwesten und äußersten Süden bleibt es trocken (siehe unter https://bit.ly/317ccWd). Auch wenn es heute oft grau und trist bleibt, die Natur lechzt nach wie vor nach Regen.
Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 14.10.2020