Tropischer Sturm “Ana”
Vor einem Jahr sorgte Wirbelsturm “Eloise” in Mosambik mit heftigen Niederschlägen für schwere Überschwemmungen, Orkanböen bis 160 km/h knickten Bäume wie Streichhölzer um und verwüsteten tausende Häuser. Mehrere Menschen starben, rund 160.000 Menschen waren direkt von den Folgen des Sturms betroffen. Der nationale Wetterdienst in Mosambik (kurz: INAM) registrierte dabei in nur 24 Stunden rund 250 Liter pro Quadratmeter (kurz: l/qm) Regen in der Hafenmetropole Beira, der zweitgrößten Stadt des Landes im Südosten Afrikas. Fast genau zum Jahrestag des Landgangs von “Eloise” in Mosambik traf in diesem Jahr ein weiteres tropisches System auf den südostafrikanischen Staat. Aber der Reihe nach…
Nachdem in der vergangenen Woche bereits heftige Niederschläge gefallen waren, sorgte am Wochenende ein tropisches Tief mit der Bezeichnung “Invest 93S” in Teilen Madagaskars für weitere heftige Regenfälle, besonders im Norden und Osten. Dabei konnten teilweise Tagessummen von weit über 100 l/qm gemessen werden. Bei den Überschwemmungen wurden selbst in der Hauptstadt Madagaskars Antananarivo ganze Häuser weggeschwemmt. Anwohner wurden aufgefordert, niedrig gelegene Bereiche der Stadt zu verlassen und sich in höhere Lagen zu begeben. Nach Aussagen der madagassischen Agentur für Katastrophenschutz starben insgesamt 39 Menschen, rund 65.000 sind obdachlos.
Zwar schwächte sich das Tief in den Gebirgsregionen Madagaskars am Wochenende etwas ab, konnte sich jedoch organisierte Schauer und Gewitter bewahren. Über der Straße von Mosambik intensivierte es sich bei Wassertemperaturen von 29 bis 31 Grad Celsius und einigermaßen günstigen atmosphärischen Bedingungen wieder und entwickelte sich am Montag dann schließlich zu einem tropischen Sturm, der auf den Namen “Ana” getauft wurde. Im südwestlichen Indischen Ozean ist es damit der erste Tropensturm, der in der laufenden Saison einen Namen erhält.
An der Küste Mosambiks beim Landgang in der Provinz Nampula brachte es “Ana” dann immerhin auf Böen mit Windgeschwindigkeiten von rund 85 km/h, punktuell könnten auch schwere Sturmböen bis 100 km/h aufgetreten sein sowie Wellen mit einer signifikanten Höhe von bis zu 7 Metern. Die Gefahr bei “Ana” ging jedoch nicht unbedingt von den Böen oder der Wellenhöhe aus. Vielmehr konnten sich die Niederschläge aufgrund der recht langsamen Westverlagerung über Land in Nord- und Zentral-Mosambik sowie im Süden Malawis akkumulieren und betrugen in 24 Stunden rund 100 bis 200, punktuell auch über 300 l/qm. Bestätigt wurde dies auch vom INAM, das von Montagfrüh bis Dienstagfrüh an der Station Milange 336 (Provinz Zambezia), in Furancungo 273 und in Tsangano 260 l/qm (beide in der Provinz Tete) messen konnten. In der Folge starben drei Menschen in den Fluten, einige werden noch vermisst. Zudem wurden massive Schäden an öffentlicher Infrastruktur und privaten Häusern verursacht.
Auch der Süden Malawis wurde nicht verschont. Dort stiegen die Fluten sogar so hoch, dass die Wasserkraftwerke ihre Stromproduktion mitten in der Nacht herunterfahren mussten, was große Teile des Landes dunkel werden ließ. Zudem brach die auf Strom angewiesene Trinkwasserversorgung in Blantyre-Limbe, der zweitgrößten Stadt Malawis, zusammen.
In den vergangenen 24 Stunden griffen die kräftigsten Niederschläge, die auch mit teils heftigen Gewittern einhergingen, auch auf angrenzende Nachbarstaaten Sambia und Simbabwe über. Aber auch im Nordwesten in Mosambik fielen noch Niederschläge mit Mengen teils über 150 l/qm.
In den kommenden Tagen kann es in Mosambik, Malawi, Sambia und Simbabwe zu weiteren kräftigen Schauern und Gewittern kommen, die Niederschläge sollten aber nicht mehr ganz so hoch ausfallen, wie das in den vergangenen Tagen der Fall war. Dennoch können bei kräftigeren Entwicklungen zwischen 50 und 100 l/qm zusammenkommen. Im Laufe des Freitags könnten die Niederschläge auch auf Angola übergreifen.
Auf Madagaskar sollte es in den kommenden Tagen dagegen weitgehend trocken bleiben, einzig im äußersten Norden können noch ein paar kräftigere Schauer durchziehen. Allerdings besteht auf dem Indischen Ozean erneut ein hohes Potenzial für die Entwicklung eines weiteren tropischen Systems. Momentan wird die tropische Störung namens “Invest 96S” über dem offenen Ozean vom Joint Typhoon Warning Center (JTWC) genauestens verfolgt. Ob sich dieses System zu einem Tropensturm entwickelt und möglicherweise im Laufe der kommenden Woche ebenfalls die Küsten Madagaskars erreicht, ist noch unsicher*
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 26.01.2022
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