Von sommerlichen und heißen Tagen
In den vergangenen Tagen sorgte eine umfangreiche Hochdruckzone, die sich in etwa von Südwest- bis Osteuropa erstreckte, mit den Hochs “Volker” und “Wolf” für weitgehend ruhiges Wettergeschehen und in großen Teilen Deutschlands für viel Sonnenschein. Auf der Vorderseite des Tiefdruckkomplexes “Xaverine” wurde darüber hinaus warme Mittelmeerluft zu uns geführt.
Dies bescherte uns am gestrigen Dienstag (10. Mai 2022) die bisher höchsten gemessenen Temperaturwerte in diesem Jahr. Die Wetterstation in Genthin (Sachsen-Anhalt) registrierte den deutschlandweiten Spitzenwert von 27,4 Grad, gefolgt von Magdeburg (ebenfalls Sachsen-Anhalt) und Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) mit jeweils 27,2 Grad. Rekordverdächtig war dies jedoch nicht, da wir vom Temperaturrekord im Monat Mai noch weit entfernt waren. Dieser liegt bei 36,6 Grad und wurde bereits am 23. Mai 1922 in Hamburg-Bergedorf gemessen. Auch der Temperaturrekord in der ersten Maidekade (vom 01. bis 10. Mai), der in Kitzingen im Jahr 2003 (05. Mai) mit 34 Grad aufgestellt wurde, konnte nicht annähernd eingestellt werden.
Im Norden war es nicht ganz so warm. Dort sorgten Ausläufer, die in Verbindung mit dem Tiefdruckkomplex “Xaverine” stehen, für dichte Wolken und teils schauerartigen Regen. Entsprechend schaffte es die Temperatur lediglich auf Werte um 23 Grad, auf Helgoland wurden nur 16,1 Grad gemessen.
Auch am heutigen Mittwoch (11. Mai) liegt der Ausläufer von “Xaverine” noch immer “wellend” über dem Norden und sorgt dort für dichtere Wolken. Dabei ziehen sich die Niederschläge tagsüber auf die Nord- und Ostsee zurück, um am Abend von der Nordsee aus wieder auf Deutschland überzugreifen. In der Nacht breitet sich der schauerartige Regen dann über die gesamte Nordhälfte aus und lässt von Westen her langsam wieder nach. Aufgrund der tagsüber durchziehenden Wolken wird demnach im Norden bei 18 bis 23 Grad kein Sommertag erreicht. Im Rest des Landes können die Höchstwerte im Vergleich zu den Vortagen bei viel Sonnenschein sogar noch etwas zulegen und klettern auf 25 bis 30 Grad, insbesondere in den Flussniederungen des Südwestens sind bis zu 31 Grad möglich. Demnach ist der erste heiße Tag des Jahres (Temperaturen von 30 Grad und mehr) in Reichweite, für Mai allerdings nichts Ungewöhnliches. Der teils stark böige Wind über der Mitte sollte jedoch zumindest dort dafür sorgen, dass sich die Hitze nicht allzu drückend anfühlt. Über dem Bergland können sich im Tagesverlauf allerdings Quellwolken bilden, die Schauerneigung ist aber nur gering.
Am Donnerstag steht dann im Süden ein Wetterumschwung auf dem Programm. Der Tiefausläufer legt sich quer über die südliche Mitte. In den Süden können so feuchtere Luftmassen von Südwesten einfließen, in der sich dann bei Höchstwerten zwischen 24 und 28 Grad im Nachmittagsverlauf von Frankreich und der Schweiz her Schauer und einzelne Gewitter bilden können. Diese breiten sich in der Nacht zum Freitag ostwärts aus, sodass südlich der Donau gebietsweise mit schauerartigen Niederschlägen gerechnet werden muss. Dabei sind auch einzelne eingelagerte Gewitter denkbar. Rückseitig des Tiefausläufers fließt hingegen mäßig warme Meeresluft in den Norden und die Mitte ein. Ein Sommertag sollte damit nicht mehr gemessen werden, die Temperatur steigt dort “nur” noch auf 19 bis 24 Grad.
Am Freitag ist das Wetter dann dreigeteilt. Im Süden fallen aus dichten Wolken zeitweise noch schauerartige Niederschläge, einzelne Gewitter sind möglich. Über den Norden ziehen ebenfalls dichtere Wolken, Niederschläge sollten dort aber die Ausnahme darstellen. Dazwischen zeigt sich über der Mitte auch mal längere Zeit die Sonne. Während die Temperatur im großen Teil des Landes das sommerliche Niveau nicht mehr erreicht, ist ein vereinzelt gemessener Sommertag (25 Grad und mehr) im Süden möglich.
Am Wochenende übernimmt dann ein weiteres, bisher noch namenloses Hoch die Regie beim Wettergeschehen in Deutschland. Entsprechend nehmen die Sonnenanteile von Südwesten wieder zu, auch die Temperatur kann wieder auf sommerliches Niveau steigen. Im Südwesten stehen am Sonntag in den aktuellen Wetterprognosen wieder die 29 Grad. Nur im Norden bleibt es ein Stück weit kühler, insbesondere die küstennahen Regionen müssen wohl weiterhin auf ihren ersten Sommertag in diesem Jahr warten.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 11.05.2022
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!