Warum bei Südföhn Nordwind weht
Warum geht bei Süd-Föhn am Alpennordrand Nordwind?
Rund um den Föhn gibt es viele Mythen, falsche Annahmen und leider auch immer noch zuwenig Fachwissen. Aber ein paar Dinge lassen sich recht leicht erklären, zum Beispiel an der Wetterlage am 3. und 4.10.2021.
Am Sonntag den 03.10. wehte extrem guter Föhn und der Kochelsee ging den ganzen Tag. Was unter anderem auch daran lag, das wir einen Föhn hatten der nicht klassisch vom Genuatief kam, sondern von einem Hoch im Mittelmeerraum und das Tief lag über dem Europäische Nordmeer und Nordatlantik, daher findet dann der Luftmassenaustausch auch über eine weite Strecke hin statt, die Isobaren waren entsprechend dicht bei uns gedrängt, so eine Lage sorgt für ordentliche Belüftung, wie auf den Bildern gut zu sehen ist.
Viele von euch nutzen die Föhndiagramme um zu entscheiden an welchen Spot Sie fahren, ob da genug Wind geht. Am Achensee wird das Diagramm gerne für Nordwind genommen, obwohl es von der Position der Wetterstationen und der daraus folgenden Hochrechnung der Daten dafür eher weniger geeignet ist.
Da der Nordföhn im südl. Österreich und Norditalien u.a. auch von den aus W-NW kommenden Kaltfronten am nördlichen Alpenrand erzeugt wird, ergibt sich trotzdem häufig eine Korrelation zwischen Diagramm und Nordwind.
An Tagen wie heute aber nicht!
Daher kommt hier die Erklärung und warum der Blick auf singuläre Wetterdaten, Diagramme ohne Berücksichtigung des großen Ganzen selten gut funktioniert. 🙂
Wie man schon im ersten Bild erkennen kann, kommt von Westen her eine Kaltfront, diese Kaltfront sorgt dann am Montag für den Nordwind und zwar im Zusammenspiel mit dem Südwind! Die Kaltfront sorgt wie der Name schon sagt für kalte Luft, kalte Luft hat eine höhere Dichte, ist schwerer, daher sinkt die zu Boden sprich der Luftdruck ist dort höher.
Gleichzeitig weht aber Inneralpin immer noch der Föhn und sorgt bis in das Inntal für warme und damit leichte, aufsteigende Luft, daher ist der Luftdruck dort niedrig. Siehe Abbbildungen von Wettteronline zum Druck und Windrichtung.
Die Natur will immer für Ausgleich sorgen, die Kalte und schwere Luft strömt immer vom hohen zum niedrigen Druck, vom Hoch zum Tief. Die Alpen sind aber ein massives Hinderniss, also sucht sich die Luftmase den einfachen Weg und der geht über den Achenpass in das Inntal bzw. generell über Einschnitte, Täler in den Alpen.
Beim klassischen Föhn geht das meist zwischen 1 und 3 Stunden, denn die kalte Luft fließt nur so lange bis das Inntal mit kühlerer Luftmasse aufgefüllt ist und kein Luftmassenaustausch mehr erfolgt bzw. nur mehr ein schwacher Fluß plätschert der keinen guten surfbaren Wind mehr erzeugt. Zudem bricht dann der Föhn zusammen und es regnet. Kommt der Regen ist der Spaß vorbei.
Wenn aber wie aktuell das Hoch südl. der Alpen liegt und ständig weiter warme Luft ins Inntal schaufelt, kann sich die frischeingeflossen Kaltluft auch immer wieder erwärmen und es dauert länger bis sich das Inntal füllt bzw. abkühlt, der Wind weht deutlich länger. So wirkt sich der Föhn der nicht mehr bis ins Voralpenland reicht, positiv auf den Nordwind aus obwohl der Achensee ein klassisches Föhntal ist und viele eher Föhn als Nordwind erwarten würden.
Es lohnt sich also immer nicht nur auf einen Wetterdienst oder eine App zu schauen, sondern das System im ganzen zu betrachten und was es vorhat, was passieren wird. Isobarenkarten mit eingezeichnten Kaltfronten sind da unabdingbar und der Blick auf aktuelle Wetterdaten zum Abgleich wie gerade der tatsächliche Stand zur Prognose ist, schadet auch nicht.
Mehr Informationen über den Föhn findet Ihr auch im Newsarchiv:
https://www.windinfo.eu/die-klassische-foehntheorie/
https://www.windinfo.eu/hydraulische-foehntheorie/
Copyright (c) Windinfo
Bilder: ZAMG, Wetteronline, Windfinder, Addicted Sports
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