Was ist dran am „Wintereinbruch“
Zum Ende der Woche bringt eine Kaltfront deutliche Abkühlung. In den Medien finden sich Schlagzeilen von einem „Temperatursturz“ und sogar von „Schnee im Flachland“ war die Rede. Doch was ist dran am kommenden „Wintereinbruch“? Und wie geht es danach weiter?
Am Mittwoch werden unter Hochdruckeinfluss nochmals subtropische Luftmassen herangeführt. Bei vielerorts sonnigem Wetter steigt die Temperatur auf für die Jahreszeit ungewöhnlich warme 12 bis 17 °C. Doch am Ende der Woche bringt eine Kaltfront deutliche Abkühlung. In den vielen Medien konnte man Schlagzeilen von einem „Wintereinbruch“ und „Schnee bis ins Flachland“ lesen.
Ursache für den Wetterwechsel ist Ex-Hurrikan ETA, der als normales Sturmtief von Schottland über die Nordsee nach Skandinavien zieht. Auf seiner Vorderseite dreht die Strömung auf Süd, dabei wird noch mal subtropische Luft herangeführt. Am Donnerstag überquert die Kaltfront des Ex-Hurrikan Deutschland. Auf ihrer Rückseite wird subpolare Luft herangeführt. Diese ist jedoch durch den mehr als 10 °C warmen Atlantik bereits stärker erwärmt worden, sodass die Abkühlung zunächst nicht so deutlich ausfällt. Eine 2. Kaltfront, die mit einem schaurigen Regenband verbunden ist, bringt dann in der Nacht zum Freitag einen weiteren Schwall Polarluft, dieses Mal aber auf direktem Weg nach Deutschland. Aber auch da reicht es nur für Schneeflocken in den Kammlagen der Mittelgebirge. Viel liegen bleiben wird dort allerdings nicht.
Am Freitag trifft dann die Kaltfront auf die Alpen. Dort sinkt die Schneefallgrenze bis in die Täler. Dabei muss man dort mit 5 bis 10 cm Neuschnee rechnen. Ansonsten gibt es im Norden bei wechselnder Bewölkung immer wieder Schauer mit Graupel. Im Nordosten können sich dabei auch im Flachland Schneeflocken mit untermischen. Liegen bleiben wird der Schnee dort aber nicht. Ansonsten erwarten uns nur noch einstellige Höchsttemperaturen von 5 bis 9 °C. Dauerfrost gibt es nur in den Gipfellagen der Mittelgebirge. Richtig Winter ist das nicht, eher normales Wetter für den November. Wer allerdings noch keine Winterreifen aufgezogen hat, sollte dies bis Freitag dennoch tun, denn im Südosthälfte erwartet uns eine frostige Nacht. Hier kann es dann Glätte durch Reif oder überfrierende Nässe geben.
Wie geht es dann weiter?
Zum Wochenende ist dieser schwache Kaltlufteinbruch schon wieder vorbei. Während sich im Süden schwacher Hochdruckeinfluss durchsetzt, wird die Kaltluft im Norden durch eine Warmfront bereits am Samstag wieder ausgeräumt. Danach deutet sich eine Hochdruckwetterlage an. Dabei stellt sich voraussichtlich wieder eine Inversionslage ein, eher kühl mit Nebel und Hochnebel in den Niederungen und sonnig und milde auf den Bergen. Von der richtigen sibirischen Kaltluft bleiben wir weiterhin abgeschnitten. Diese tut sich in diesem Herbst besonders schwer, denn die Eisbedeckung der Barentssee ist durch eine warme Meeresströmung und den vorausgegangenen warmen Sommer ungewöhnlich gering. Kaltluft wird durch die stramme Westströmung dort immer wieder ausgeräumt. Auch bei uns ist somit vorerst kein richtiger Winter in Sicht. Das Wetter im November kann aber auch anders sein. So zum Beispiel vor 15 Jahren, als bei der Schneekatastrophe im Münsterland bis über 40 cm Schnee fielen. Diese Wetterlage bildete den Auftakt für einen der schneereichsten Winter in den vergangenen 50 Jahren.
Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 17.11.2020
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