Weiße Winterlandschaft über Nacht

In der vergangenen Nacht schneite es im Norden und in der Mitte Deutschlands teils bis ins Flachland. Vor allem in den westlichen Mittelgebirgen kam einiges an Neuschnee hinzu.

Das nasskalte Winterwetter lässt einfach nicht locker. Schon seit über einer Woche hat ein umfangreicher Tiefdruckkomplex weite Teile Europas fest im Griff. Die Tiefdruckzone hält sowohl milde atlantische Luftmassen aus Westen oder Südwesten von uns fern, genauso wie eisige Festlandsluft aus Sibirien. Temperaturtechnisch befinden wir uns der Jahreszeit entsprechend also etwa auf Durchschnittsniveau. Wir Meteorologen nennen diese Wetterlage umgangssprachlich gerne „Gammellage“. Die Atmosphäre ist nämlich nicht von viel Dynamik geprägt. Vielmehr eiern innerhalb dieses Tiefdruckkomplexes seit Tagen zahlreiche kleine Tiefdruckgebiete relativ unmotiviert und kraftlos umher und schicken uns immer wieder Niederschläge. Für wirklich spektakuläres Wetter sind sie allerdings viel zu träge, aber auch Sonnenschein gönnen sie uns in der aktuell ohnehin tristen Zeit kaum.

Zumindest für die höheren, teils auch mittleren Lagen der Mittelgebirge bedeutete dies winterliches Wetter mit wiederholten Schneefällen, einer weißen Winterlandschaft und Dauerfrost. In den Niederungen war und ist es hingegen eher nasskalt. Die „Gammeltiefs“ können sich dort nicht so recht zwischen Regen und Schnee entscheiden, sodass sich in tiefen Lagen der Winter bis jetzt nicht so recht durchsetzen konnte. Ein paar Anläufe nahm er zwar, so schneite es in der Nacht auf Montag und Montagvormittag (4. Januar) im Osten zeitweise kräftig, sodass sich im Süden und Osten Brandenburgs, also auch im Flachland, eine teils um oder sogar über 10 cm dicke Schneedecke bilden konnte. Viel ist davon aber nicht mehr übrig, weil nachfolgender Regen bei leichten Plusgraden den Schnee schnell wieder „wegfraß“. Am Mittwoch (6. Januar) brachte ein Tief über Tschechien, das sich von einem weiteren Tief über Norditalien abspaltete, Teilen Bayerns und dem Süden Baden-Württembergs einige Zentimeter Neuschnee. In der Nacht auf den gestrigen Donnerstag schaffte es ein weiteres schlappes Tief (Teiltief „AHMET I“), das sich über dem Nordosten Polens tummelte, geradeso dem Norden Deutschlands ein wenig Schnee zu schicken, der aber nur zwischen Hamburg, Bremen und Hannover liegenblieb. Die Bewohner der Flussniederungen entlang von Rhein, Main, Mosel und Neckar bekamen im neuen Jahr bisher sogar noch gar keine Schneedecke zu sehen. Dort fiel bei 1 bis 4 Grad meist Regen oder Schneeregen und wenn es doch mal nasse Schneeflocken bis zum Boden schafften, zerschmolzen diese auf Straßen, Dächern und Wiesen sofort zu flüssigem Wasser.

Seit gestern Abend, vor allem aber in der Nacht zum heutigen Freitag, machte der oben erwähnte kleine Bruder von AHMET (AHMET I) aber nochmals auf sich aufmerksam. Er hat sich zwar von Mittwochmorgen bis heute Morgen innerhalb von 48 Stunden gerade einmal wenige Hundert Kilometer von Westpolen bis zur Ostsee (Region Bornholm) geschleppt, erwachte aber in der vergangenen Nacht aus seinem Schlummerschlaf. AHMET I schaufelte feuchte und kühle Luft gegen den Uhrzeigersinn auf seine Westseite. Dadurch setzten im Norden und Westen Deutschlands neue Niederschläge ein. Teilweise fiel selbst im Norddeutschen Tiefland Schnee.

Vergleicht man die Schneehöhen von gestern Morgen (Donnerstag, 7 Uhr Ortszeit) mit denen von heute Morgen (Freitag, 7 Uhr), so hat sich doch einiges getan. Gestern Morgen lag nur im Süden sowie in den zentralen und westlichen Mittelgebirgen oberhalb von 500 m nennenswerter Schnee – in den Kammlagen vom Harz, Thüringer Wald, Rhön, Spessart, Taunus, Sauerland, Hunsrück und Eifel stapelte sich der Schnee immerhin auf über 20 cm (siehe linke Abbildungen). Auf den Schneehöhenkarten vom heutigen Freitagmorgen zeigen sich hingegen deutlich größere weiße und blaue Flächen (rechte Abbildungen). In den zentralen und westlichen Mittelgebirgen hat es nämlich ordentlich geschneit. Oberhalb von 300 bis 400 Metern sind vielerorts 5 bis 10 cm Neuschnee gefallen, in Nordstaulagen stellenweise auch etwas mehr (z.B. im Westerwald). Etwa oberhalb von 150 bis 200 m Höhe konnte sich meist eine geschlossene Schneedecke von 2 bis 5 Zentimetern ausbilden. „Ganz unten“, also entlang des Rheins und im Rhein-Main-Gebiet fiel hingegen – wie sollte es auch anders sein – nur Schneeregen oder nasser Schnee, der allenfalls Wiesen und Dächer „überzuckerte“.

Heute schneit es vor allem in den mittleren Landesteilen noch etwas weiter, allerdings mischt sich in den Niederungen immer mehr Regen unter den Schnee und bei leichten Plusgraden taut dort die dünne Schneedecke schon wieder dahin. Am kommenden Wochenende bleibt es in den Niederungen weiterhin nasskalt und in den Mittelgebirgen winterlich. Allerdings werden die Nächte – sofern es aufklart – immer frostiger. In einigen Alpentälern kann es über Schnee auf unter minus 10 Grad abkühlen.

Abschließend noch eine kleine Auswahl an Schneehöhen (Vergleich Donnerstag 7 Uhr / Freitag 7 Uhr):

Sandberg (Röhn, 518 m): 25 cm / 34 cm

Driedorf (Westerwald, 482 m): 19 cm / 31 cm

Bad Marienberg (Westerwald, 547 m): 5 cm / 21 cm

Bad Berleburg – Stünzel (Sauerland, 610 m): 16 cm / 25 cm

Lindlar – Oberlichtinghagen (Bergisches Land, 337 m): Schneeflecken / 10 cm

Nideggen-Schmidt (Eifel, 350 m): 9 cm / 17 cm

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 08.01.2021

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