Weiterhin deutlich zu nass im August
Es waren regenreiche Tage, die wir in den vergangenen Wochen erlebten. Kein Wunder also, dass der August bisher teils deutlich zu nass ausfällt. Auch wenn die Sonnen- und Freibad-Liebhaber nicht allzu erfreut über das wechselhafte Wetter gewesen sein sollten, die Natur erstrahlt derzeit in saftig-grünem Glanz. Wir ziehen nach den ersten 19 Tagen eine kurze Zwischenbilanz.
Um sich einen Überblick über die in diesem Monat bereits gefallenen Niederschläge zu machen, bedient man sich gerne der aus Radardaten abgeleiteten und an die Stationsmessungen angeeichten Niederschlagsmengen. Diese bieten den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu den Punktmessungen der Wetterstationen auch in der Fläche verfügbar sind. So werden auch lokal eng begrenzte Unterschiede sichtbar, die gerade bei kleinräumig auftretenden Schauern und Gewittern teilweise recht groß sein können.
In Abbildung 1 ist die Gesamtniederschlagsmenge in Deutschland seit Monatsbeginn (1. August) in Liter pro Quadratmeter dargestellt (auch „absolute Niederschlagsmenge“ genannt). Auf den ersten Blick fallen die Farben rot und violett ins Auge. Verbreitet sind also zwischen 60 und 120 Liter pro Quadratmeter seit Monatsbeginn niedergegangen. Von der Ostsee bis zum Erzgebirge war es gebietsweise auch weniger. Schaut man jedoch die dunklen Bereiche genauer an, kann man in Süd- und Ostbayern, aber auch im Bereich des Spessarts punktuell Niederschlagsmengen um 200 Liter pro Quadratmeter erkennen. Diese Werte lassen sich bei einem Vergleich mit den Wetterstationen im DWD-Messnetz auch bestätigen. Die Station Neuhütten im Spessart weist derzeit Niederschlagsmengen von 217 Liter pro Quadratmeter auf. Anders sieht es in Küstennähe aus. Auf Sylt und Fehmarn (beide Schleswig-Holstein) und in Boltenhagen (Mecklenburg-Vorpommern) befinden sich drei Stationen, die deutschlandweit derzeit die geringsten registrierten Niederschlagsmengen um 20 Liter pro Quadratmeter aufweisen. Auch am Hochrhein im äußersten Südwesten Deutschlands liegen die bisher gefallenen Regenmengen kaum höher.
Um die sogenannten absoluten Niederschlagsmengen nun besser interpretieren zu können („Welche Niederschlagssummen sind viel für die Region und Jahreszeit, welche wenig?“), setzt man sie in einen klimatologischen Kontext. Dabei werden die aktuell gemessenen Daten mit den bis zum Analysetag mittleren langjährigen Niederschlagsmengen von 1991 bis 2020 verglichen. Entsprechend erhält man bei der relativen Betrachtung eine Prozentzahl, wobei Werte unter 100 % ein Niederschlagsdefizit (hellgrüne bis rote Flächen) beschreiben, Werte über 100 % (blaue bis violett und weiße Flächen) stellen eine zu nasse Witterung dar (siehe Abbildung 2). Die dunkelgrünen Flächen repräsentieren hingegen Regionen, in denen der Regen ungefähr der im Mittel zu erwartenden Niederschlagsmenge entspricht.
Dabei überwiegen in Deutschland derzeit die blauen bis violetten Flächen. Dies entspricht einem Anteil von 150 bis 400 % des bisherigen Monatssolls. Punktuell erkennt man sogar weiße Flächen (mehr als 500 % des klimatologischen Mittels) – vor allem am Südrand des Harzes, im Spessart sowie südlich von Nürnberg. Ganz schön nass also! Im Gegensatz dazu liegen die Stationen mit geringeren Niederschlägen auf Sylt oder am Hochrhein bei unter 30 % und fallen damit bisher zu trocken aus.
Schaut man auf die mittleren Werte für Deutschland, so sind im August bisher 83,5 Liter pro Quadratmeter zusammengekommen und damit mehr, als im gesamten Monat im klimatologischen Durchschnitt fällt (77 Liter pro Quadratmeter). Das heißt, die mittlere Niederschlagssumme für August wurde im Flächenmittel bereits heute schon überschritten.
Nun kehrt allerdings die Hitze zurück, wie man den Themen des Tages in den vergangenen Tagen bereits entnehmen konnte. Geht damit auch wieder eine trockene Witterung einher? Die Antwort ist „Jein“: Auch in den kommenden Tagen werden weitere Niederschläge vorhergesagt. Abbildung 3 zeigt die akkumulierten Niederschlagsmengen der nächsten 10 Tage des IFS (Wettermodell des Europäischen Zentrums für mittelfristige Vorhersage). Insbesondere im Südwesten könnten dabei rund 100 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen, von Nordbayern bis Sachsen 40 bis 80 Liter. Anders sieht es im Nordseeküstenumfeld aus. Dort liegen die vorhergesagten Mengen meist im einstelligen Bereich.
MSc. Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.08.2023
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