Wetterextreme 2021 – Teil 2
April – Die Rache des Winters
Nach dem verfrühten Sommer ging es gleich wieder zurück in den Winter. Eine Nordlage sorgte am 06.04. für Schnee bis ins Flachland. Schnee und Graupelschauer brachten in den Folgetagen bis zu 30 cm Neuschnee in den Mittelgebirgen. Nach einer kurzen warmen Phase ab dem 09.04. kam es zu einem neuen Polarluftvorstoß, woraufhin sich ab Mitte des Monats ein Höhentief über Mitteleuropa mit hochreichender Kaltluft festsetzte. So blieben die Nächte frostig und es fielen immer mal wieder Schnee- und Graupelschauer teils bis in tiefere Lagen. Während sich im Südwesten im letzten Monatsdrittel etwas mildere Luft durchsetzte, kam es im Nordosten immer wieder zu Kaltlufteinbrüchen. Der April war der kälteste seit 1980.
Mai kühl und nass füllt des Bauern Scheun und Fass
Im Mai setzte sich die kühle Witterungslage fort, sodass in den höheren Mittelgebirgslagen am Anfang des Monats zeitweise sogar noch mal etwas Schnee fiel. Zum ersten richtigen Warmluftvorstoß seit Anfang April kam es zwischen den 09. und 11.05. Dabei wurden mancherorts die ersten heißen Tage mit über 30 °C registriert. Doch dies war nicht von langer Dauer. Ab dem 11. setzte sich wieder eine Troglage mit unbeständiger, wechselhafter und kühler Witterung durch. Diese kühle Witterung hielt im Wesentlichen bis zum Ende des Monats an. Somit wurde es der kälteste Mai seit 2010.
Juni – Einer der gewitterreichsten und wärmsten der letzten Jahre
Der Juni startete mit einer Tiefdrucksumpflage, in der sich täglich kräftige, langsam ziehende Gewitter mit Starkregen bildeten, die für lokale Überflutungen sorgten. Zur Mitte des Monats stellte sich eine etwas stabilere Hochdruckwetterlage mit einer Hitzewelle ein. Im Osten erreichte die Temperatur dabei Werte bis 37 °C. Die Hitzewelle endete am 20. und 21.06. mit verbreitet schweren Gewittern, die wieder Starkregen, Sturmböen und Hagel brachten. Von da an gab es dann eine recht dynamische Gewitterlage im Süden Deutschland, die bis zum 25.06. dort täglich schwere Gewitter, sogenannte Superzellen, hervorbrachte, die mit Hagel teils über 5 cm, heftigem Starkregen und Orkanböen einhergingen. Am 25. weiteten sich die Gewitter weiter nördlich aus und sorgten in der Nacht zum 26. für stärkere Überflutungen in der Pfalz. Auch am Ende des Monats traten vorderseitig eines Höhentiefs über Frankreich verbreiteter Unwetter auf. Am 31.06. lag dann ein Tief über Mitteleuropa. Damit verbunden war ein mit Gewittern durchsetztes Regengebiet, das für enorme Regenmengen im bisher zu trockenen Osten und Nordosten des Landes sorgte. Dabei fielen innerhalb von 24-Stunden 150 – 200 l/m² Regen in der Uckermark, was fast dem 3-fachen des üblichen Monatsniederschlags entspricht. Die Regenmengen ließen sich mit denen der Flut im Juli im Ahrtal vergleichen, sorgten aber aufgrund der trockenen Vorgeschichte, Sandböden und flachem Gelände für vergleichsweise wenig Schäden. Die durchweg hohen Temperaturen führten zum drittwärmsten Juni seit Messbeginn.
Juli – Die Flutkatastrophe
Das erste Julidrittel war geprägt von Tiefdruckeinfluss. Dabei war meist eine feuchte subtropische Luftmasse bestimmend, in der sich zahlreiche Gewitter bildeten, die lokal für heftigen Starkregen sorgten. Am 08. und 09.07. zog ein mit Gewittern durchsetztes Regengebiet von Schwaben über die Mitte des Landes bis nach Rügen und brachte verbreitet 70 – 100 l/m² an Regen. Dies war verglichen mit den Unwettern am 13.-14.07. noch harmlos. Allen ist die verheerende Flut im Ahrtal noch in Erinnerung: Durch extrem heftige gewittrige Regenfälle mit verbreitet 100 – 150 l/m² in 36 Stunden von der Eifel bis zum Ruhrgebiet wurden kleine Bäche zu reißenden Fluten. Ursache für den extremen Regen war ein kräftiges Höhentief, das über Deutschland zog und dessen Regenbänder wiederholt dieselbe Region trafen. Die Serie an Überflutungen riss nicht ab. Am 17.7. waren die Oberlausitz und dar Chiemgau betroffen, wo ebenfalls über 100 l/m² in wenigen Stunden fielen. Im weiteren Verlauf setzte sich im Norden und in der Mitte etwas trockenere Luft durch. Bei zeitweiligem Hochdruckeinfluss blieb die Region von größeren Unwettern verschont. Anders sah dies im Süden aus. In schwülwarmer Luftmasse wurde das Alpenvorland von einer Serie aus Superzellen getroffen, die wiederholt größere Sturm- und Hagelschäden verursachte. Am 30.07. Ließ sich die Spur einer solchen Superzelle von Niederbayern über 700 km bis in die Hohe Tatra verfolgen. Insgesamt lagen die Julitemperaturen im normalen Bereich, während es an den meisten Orten zu nass war.
August – Herbst statt Sommer
Der August verlief glücklicherweise deutlich ruhiger. Er war geprägt von einer kühlen West- später einer Nordwetterlage, bei der sich nur sehr selten kräftige Gewitter bildeten. Zu erwähnen wäre da nur der 07.08. an dem eine Superzelle erneut Orkanböen im östlichen Alpenvorland brachte. Vom 12.08.-15.08. gab es letztmalig ein paar heiße Tage, die von einem schwachen Sturmtief am 16.08. mit einem Vorgeschmack auf den Herbst beendet wurden. Der August war zu kalt und zu nass.
Lesen Sie morgen Teil 3 der Jahreszusammenfassung.
Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 31.12.2021
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