Wetterfühligkeit
Wer kennt es nicht? Kaum schwenkt das Wetter um, schon klagt man selbst oder jemand im näheren Umfeld über Kopfschmerzen oder ähnliche Beschwerden. Wetterfühligkeit ist das Stichwort. Doch was hat es damit eigentlich auf sich?
Unter Wetterfühligkeit versteht man im Allgemeinen die wetterbedingte Veränderung des körperlichen und seelischen Allgemeinbefindens. Die Beschäftigung mit ihr reicht weit zurück. Bereits der griechische Arzt Hippokrates (460-370 v. Chr.) wusste seinerzeit davon zu berichten.
Werfen wir mal einen Blick in unseren Körper. Damit unsere Organe optimal funktionieren können, sollte das Innere unseres Körpers konstant eine Temperatur von 37 Grad aufweisen. Kommt es nun beispielsweise zu einem Wetterumschwung, der mit einer Temperaturänderung einhergeht, reagiert der Körper entsprechend auf diese Änderung. Dies geschieht durch die Regulation des vegetativen Nervensystems, was wiederum Auswirkungen auf den Hormonhaushalt hat.
Nun gibt es Menschen, die von dieser körpereigenen Anpassung überhaupt nichts mitbekommen, aber auch andere, an denen das Ganze nicht einfach so spurlos vorübergeht. Zu welcher Personengruppe man gehört, ist von zwei Dingen abhängig: zum einen von der Anpassungsfähigkeit des eigenen Organismus und zum anderen von der Intensität des Wettereinflusses (je stärker die Wetteränderung, desto größer die Auswirkungen auf die Gesundheit). Wetterfühlige Menschen besitzen ein sehr empfindliches Nervensystem, dessen Reizschwelle bei Luftdruck- und/oder Temperaturänderungen schnell überschritten wird.
Diverse Studien zu diesem Thema ergaben, dass vor allem kurzfristige Wetteränderungen wie zum Beispiel die mit der Passage von Tiefdruckausläufern verbundenen Luftmassenwechsel bei Wetterfühligen für Beschwerden sorgen. Dagegen ist im Bereich eines Hochdruckzentrums die geringste negative Beeinflussung der menschlichen Gesundheit zu finden, sofern gleichzeitig keine thermische oder lufthygienische Belastung vorliegt (Bucher, 1993).
In einer Studie zum Thema Wetterfühligkeit, die vom Deutschen Wetterdienst im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführt wurde, gaben von 1623 Befragten 50 % an, dass das Wetter einen Einfluss auf ihre Gesundheit habe. Die häufigsten Symptome waren dabei Kopfschmerzen und Migräne (59 %), Müdigkeit (55 %), Abgeschlagenheit (49 %), Gelenkschmerzen (42 %) und Schlafstörungen (40 %). 29 % der Wetterfühligen waren im Jahr vor der Befragung mindestens einmal nicht in der Lage, ihrer normalen Tätigkeit nachzugehen.
Der Deutsche Wetterdienst erstellt täglich für die erste und zweite Tageshälfte des aktuellen sowie der zwei Folgetage Gefahrenindizes für die Wetterfühligkeit in Deutschland. Dabei wird die gesundheitliche Bedeutung der aktuellen Wetterlage für Wetterfühlige graphisch dargestellt und zwischen allgemeinen Befindensbeeinträchtigungen, asthmatischen Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Beschwerden und rheumatischen Beschwerden unterschieden. Und wie sehen die Prognosen für den heutigen Donnerstag aus? Durch die Bank gibt es, wenn überhaupt, nur ein geringes Gefährdungspotenzial. Danke, Hoch DANA!
Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 22.07.2021