Wo steckt der Winter
Seit einiger Zeit beschäftigt die Meteorologen in Deutschland die Frage, ob wir Chancen auf weiße Weihnachten haben. Auch hier im Thema des Tages, so z.B. gestern und auch schon am 17.12. Und noch immer liefern die Vorhersagemodelle kein klares und einheitliches Bild. Ein aktueller Wetter-Schnelldurchlauf für die Feiertage könnte dabei in etwa so aussehen: im Südwesten Regen, sonst Regen, gefrierender Regen, Schneeregen und Schnee, aber teils auch freundliche Abschnitte.
Eine “Schneegarantie” scheint es, bezogen auf Deutschland, nur im Nordosten zu geben – und natürlich in den Hochlagen der Alpen. Denn während bei der scharfen Luftmassengrenze, die in den kommenden Tagen quer über Deutschland liegt, mal die kalte und mal die warme Luft “in der Vorhand” ist, bleibt es im Nordosten durchweg kalt, und der angesprochene Schnee soll schon am heutigen Donnerstag (23.12.) fallen.
Aber wie sieht es bezüglich des Schnees aus, wenn man über die Grenzen Deutschlands hinausblickt? Die beigefügte Grafik zeigt die Gesamtschneehöhen von heute Morgen. Zu erkennen ist in der Bildmitte Grönland, auf der linken Seite sieht man Nordamerika, auf der rechten Seite Europa und Afrika.
Am meisten Schnee liegt dabei in den Hochgebirgsregionen Europas (gelbe Kästchen) wie beispielsweise den Alpen oder den Pyrenäen. Aber auch in den Karpaten sind die Schneemengen teils beeindruckend, wie die 173 cm am Balea Lac (einem Gebirgssee auf 2070 m Meereshöhe) zeigen. Damit verglichen sind die Schneehöhen in Skandinavien relativ niedrig. Auf den in der Karte dargestellten Gipfeln der Skandinavischen Alpen sind es aber immerhin 133 cm (Station Mannen in Südnorwegen) und 118 cm (Station Lyngen Gjerdvassbu). Ansonsten bewegen wir uns in Europas hohem Norden bezüglich der Schneehöhen meist in einem Bereich von 20 bis 50 cm.
Das ist in etwa auch der Rahmen, in dem sich – in der Karte – die nordamerikanischen Wetterstationen bewegen. Dort ist allerdings Vorsicht geboten. Nicht alle kanadischen und US-amerikanischen Stationen melden zu der in der Grafik angegeben Zeit ihre Schneehöhen. So kommt es, dass die dortigen Spitzenreiter in unserer Karte gar nicht gelistet sind. Ein Beispiel: Die Station Callaghan Valley im Süden der kanadischen Provinz British Columbia (Nähe Vancouver) meldete gestern um 13 Uhr MEZ 130 cm Schnee – sie hat die entsprechende Meldung aber heute Morgen nicht abgesetzt und fehlt folglich in der Karte. Dies gilt auch für andere Messstellen. Insbesondere in den Rocky Mountains und in den Hochlagen der Coastal Range dürfte sich der Schnee ähnlich hoch türmen wie in den Hochlagen der Alpen.
Aber der Wunsch nach einer “Weißen Weihnacht” ist ja nicht gleichbedeutend mit dem Wunsch nach extremen Schneemengen. Für viele reicht es ja schon, wenn die Landschaft nur leicht “angezuckert” ist.
Wie jedes Jahr wird man beim Weihnachtsfest auf der Südhalbkugel auf Schnee zumeist verzichten müssen. In Australien oder in Südafrika feiert man traditionell bei sommerlichen Temperaturen.
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 23.12.2021
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