YUPADEE pustet Deutschland durch
Es wurde ja entsprechend angekündigt: Gestern und in der Nacht zum heutigen Dienstag zog das kräftige Tief YUPADEE von der Nordsee kommend über Dänemark und den äußersten Norden Deutschlands hinweg zur westlichen Ostsee. Insbesondere die Kaltfront von YUPADEE hatte es dabei in sich, aber auch vorderseitig der Front in der noch recht warmen, ursprünglich subtropischen Luft, bildeten sich teils kräftige Schauer und Gewitter.
Und so ist es heute die Chronistenpflicht, die zurückliegenden Ereignisse noch einmal kurz zu beleuchten. Gegen 16 Uhr MESZ griff die besagte Kaltfront, von den Niederlanden kommend, auf den Niederrhein über. Ihre Niederschläge waren im Radarbild als schmales, leicht gebogenes Band sehr gut zu erkennen. Auch für Ungeübte ließ sich dabei die exakte Position der Front mühelos bestimmen. Denn innerhalb des Niederschlagsbandes kristallisierte sich eine sehr schmale Linie erhöhter Reflektivitäten heraus.
Die Abbildung 1 zeigt die Position der Niederschläge und der Front um 18 Uhr, 19 Uhr und 20 Uhr MESZ (von links nach rechts). Insbesondere um 18 Uhr ist die Front, von der Mosel über Siegen hinweg bis nach Bielefeld, sehr gut zu erkennen. Eine Stunde später hat sie Mainz und Wiesbaden erreicht und steht vor den Toren von Kassel und Hannover. Der kritische Blick zeigt aber, dass das sehr scharfe Band schon eine leichte Tendenz zeigt zu „zerfleddern“. Noch eine Stunde später griff die Front dann auf Nordbaden, Unterfranken und Braunschweig über, erneut verbunden mit einem Verlust an Kontur.
Dabei ist dieser Konturverlust nicht allein ein optisches Phänomen. An der schärfer ausgeprägten „Frühabend-Front“ kam es auch zu deutlich mehr und auch kräftigeren schweren Böen. In der Abbildung 2 sind die fünf Stationen aufgelistet, die Spitzenböen von mehr als 100 km/h verzeichneten (ohne Bergstationen). Es lässt sich tatsächlich – sehr grob – von West nach Ost ein Rückgang der Intensität der Spitzenböen beobachten.
Mit dem Wind ist dann auch deutlich kältere Luft eingeflossen. Dies lässt sich in der Abbildung 3 gut erkennen. Sie zeigt links die Temperaturen um 14 Uhr und rechts diejenigen um 20 Uhr. Die Stationen in beiden Karten sind leider nicht (immer) identisch. Aber der Temperaturrückgang mit Frontpassage lässt sich qualitativ sehr gut nachverfolgen. In beiden Karten zu finden ist auf jeden Fall der Ort bzw. die Messwerte von Geisenheim (Hessen, roter Kreis). Der Temperaturrückgang in den hier gezeigten sechs Stunden betrug immerhin 13 Grad, von anfangs 19 Grad auf nur noch 6 Grad. Eine Kaltfront, die ihrem Namen alle Ehre gemacht hat.
Da verblassen die präfrontalen Gewitter fast etwas. Sie sind in der Abbildung 1 als rote und blaue Sprengsel zu erkennen, die im Osten zumeist sehr lokal auftraten, südlich der Donau aber durchaus auch kräftiger ausgefallen sind. Hagel und Böen in voller Sturmstärke waren hier wie da mit von der Partie. Im Süden ging es aber noch etwas ruppiger zur Sache. Die dortigen Gewitter, die sich mit dem Grundwind rasch verlagerten, brachten keine großartigen Regenmengen. Die Gesamtschau der synoptischen Parameter wie Höhenwind, Scherung, Labilität u.a. ließen den Schluss zu, dass die Gewitter von orkanartigen Böen begleitet sein sollten. Entsprechend wurden kurzzeitig sogar Unwetterwarnungen ausgegeben, wobei im Süden Bayerns keine Böen über 100 km/h gemessen wurden. Was aber nicht heißen muss, dass nicht doch einzelne aufgetreten sind. Denn Sturmschäden wurden von dort ebenso gemeldet wie aus dem Westen und der Mitte Deutschlands, wo die oben erwähnte Kaltfront ihr Unwesen trieb.
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.04.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst